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Kopfruten-Angeln an der Treene: Alte Liebe rostet nicht.

Schon während meiner Bundeswehrzeit war die Treene für mich Erholungsziel nach Dienstschluss. Unvergessen, die Wach-Kontrollen meines Kfz mit den Rutenfutteralen von den Kopfruten. Es hätten ja Panzerfäuste gewesen sein können. Nach meiner Wehrpflichtzeit (ja, so etwas gab es mal in Deutschland!...) kam ich immer wieder zu Eider und Treene zurück. Die Fische kannten mich da also...
2007 folgte dann der erste Fangplatz-Artikel über die Treene und von diesem Zeitpunkt riss der Treene-Kontakt etwas ab. Doch jetzt bin ich wieder mal dorthin gefahren, um zu schauen was sich dort geändert hat.

Material, Futter, Montage

Zum Einsatz kamen die Kopfrute in 11m Länge. Ich saß in einer Außenkurve, so dass die "Hauptströmung" eher vor meinen Füßen verlief als in der Mitte. Daher hatte ich beim Ausloten schon auf 10-11m einen sehr sauberen Grund und dahinter einer Kante fast die max. Tiefe meines Angelplatzes. Für den Notfall baute ich  aber auch noch die Bolorute (7m) auf. Es war ein sonniger Tag und das Wasser war klar. Ich habe bei solchen Bedingungen schon mehrfach beobachtet, dass die Fische scheinbar auf den sich bewegenden Schatten der Kopfrute auf dem Futterplatz "nervös" reagierten. Das konnte ich mit der Bolorute im Zweifel entschärfen.

Zum Anfütteren hatte ich unsere "Lokalpatrioten-Futtermischung" mit. Wir haben in Bielefeld seit Jahrzehnten eine Futtermühle, mit perfektem und vor allem maximal frischem Futter. Jeder, der bei uns in der Region aktiv fischt, kommt an diesem Futter eigentlich nicht vorbei. Außerdem war ich mit dem Futter schon in den 90ern erfolgreich an der Treene. Weshalb sollte ich also daran zweifeln?...
Die Grundbestandteile der Mischung waren eine solide Bisquitbasis, mit etwas Panier- und Waffelmehl, was mit einem "Schokobisquitkrönchen" versüßt wurde und was das Futter gut abdunkelte. Bei den extrem frischen Mehlen sind Aromen nicht notwendig. Wichtiger war mir ein Hanf-Anteil (für Rotaugen) und viele Maden (Brassen und Güstern) als zusätzliche Lockwirkung. Gerne hätte ich auch (geschnittene) Würmer eingesetzt, aber das Wetter und mein spontaner Entschluss, zur Treene zu fahren, haben eine Beschaffung unmöglich gemacht.

Bei der Montage setzte ich ganz auf Alan Scotthornes "Startstrategie", die ich mir vor Jahre am Silokanal von ihm abgeschaut hatte: Lieber zu Beginn etwas schwerer fischen. Das Gefühl sagte mir 1 bis 1,5 Gramm Tragkraft gingen. Ich setzte aber auf 2 Gramm. So konnte ich auch den Köder mal ganz ruhig auf den Grund aufliegen lassen, um zu schauen, ob Brassen vor Ort sind. Bei der Bebleiung setzte ich auf die "Bleiketten-Klassiger", ebenfalls bei Alan Scotthorne abgeschaut. ;-)

Der Haken wurde mit Vorfach leicht auf dem Grund aufgelegt. Die 6er (im unteren Bereich hatte ich auch drei 8er-Schrote) Bleischrote verschob ich je nach Beißverhalten. Waren die Bisse "spitz", wurden die Abstände der Schrote vergrößert. Liefen Brassen ein, schob ich einige Bleie nach unten und stellte die Pose etwas höher zur Rute, so dass 1-2 Schrote am Grund auflagen und der Köder ganz ruhig dort präsentiert werden konnte.

Ihr merkt sicher schon. Diese Montage ist sehr flexibel und man kommt mit einem bestückten Kit den ganzen Angeltag aus, wobei man eine breite Paltette von Fischarten fangen kann. Ideal für einen entspannten Angeltag bei Sonnenschein auf "Mischfisch".

Die Angel-Session

Das Futter und die Strategie waren im Kopf festgelegt. Jetzt hieß es umsetzen! Zu Beginn legte ich einen grundsoliden Futterplatz an. Das coole an den Bielefelder Futtermühlen-Mehlen ist, dass man sie stark anfeuchten kann und so extrem feste, lang im Wasser zusammen klebende "Futtertabletten" anfertigt. Solche "Murmeln" platzierte ich zu Beginn der Fütterung mit dem Polecup als solide "Dauerfutterplattform" (5 Stück). An ihnen konnten sich die einlaufenden Fische die nicht vorhandenen Zähne ausbeißen, aber mit minimalen Fresserfolg. Sie sollten ja bei der Stange – äh Murmel ­­– gehalten werden. Auf diese Murmeln kam dann lockeres Futter und am Ende folgten noch 2 Cups mit Maden und purem Hanf aus der Dose. Der Tisch war also gut gedeckt...

"Jetzt musste es doch eigentlich laufen!", dachte ich mir. Ich war so vermessen zu glauben, dass die Fische in dieser weitläufigen Landschaft nur auf mein Spezialfutter warteten. Doch es tat sich gar nichts! Eine Stunde lang konnte ich Schafe zählen, Landschaftsaufnahmen machen und die Natur in der Sonne genießen.
Als ich begann, langsam an der Taktik, die eigentlich hier immer funktioniert hatte, zu zweifeln, ging der Proppen ohne Vorwarnung unter und das Gummi schoß aus der Rute. Kurz aber bestimmt. Das erste traumhaft gefärbtes Rotauge hatte zugegriffen. Vorsichtig drillte ich es vor der Schilfkante bis zu den Seerosenblättern. Hier braucht man schon einen 4 m langen Kescherstab, um die Fische vor den Hindernissen "einzutüten". Der Bann war gebrochen!
Jetzt wurde der Angeltag zur Spaß-Veranstaltung. Denn der nächste Biss war schon von der Kategorie "Hänger, der sich dann bewegte". Die Pose tauchte langsam ab und beim Anschlag kam nur das Gummi aus der Rute raus und der Fisch schwamm unten unbeirrt weiter seine Fressbahnen. Der erste "Klodeckel" war am Seil! Das war wieder die Treene, wie ich sie kannte. Und so blieb sie auch über den Tag. Mit tollen Brassen, Rotaugen, Güstern und ohne Schwarzmeergrundeln oder Wollhandkrabben. Das muss man heute ja auch erwähnen.

Wichtig war während des Angeltages, dass man vor lauter Fangbegeisterung das Nachfüttern nicht vernachlässigt. Denn Fische sind dort mehr als reichlich vorhanden und wenn das Futter weg ist, geht der Fisch. Da helfen auch die "Futtertabletten" wenig. Die hatten die Brassen binnen 15-20 Minuten zerlegt und auch hier war regelmäßiges Nachlegen angesagt.

Fazit: Alte Liebe rostet nicht

Die Treene ist ein ganz besonderes Angelerlebnis! Nicht nur mit der Kopfrute. Auch Raubfisch und sicher auch Karpfenangler kommen hier  auf ihre Kosten. Für mich ist sie übrigens auch ein extrem gutes Hechtgewässer. Ich habe hier schon so manchen Esox überlistet. Und gesehen habe ich die "Entenschäbel" heute auch wieder.

Die Wasserregulation in Friedrichstadt kann einen aber zur Verzweiflung treiben. Von einer Minute auf die andere kann sich dann die Strömung drehen, was natürlich das Beißverhalten beeinflusst. Aber das kann ich verkraften, wird man doch mit typischer nordfriesischer Idylle verwöhnt.

Ach, was wäre gewesen, wenn ich noch zusätzlich geschnittene Würmer und Caster dabei gehabt hätte... Ich möchte es mir nicht ausmalen. Aber auch so gehörte dieser Angeltag zu einem der außergewöhnlichsten im Jahr 2018. Treene, ich liebe dich, aber ich weiß auch, dass du manchmal so richtig zickig sein kannst. ;-)

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