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Urlaub ohne Angeln? Das ist für Familien von richtig begeisterten Anglern fast unmöglich!
Dieses Jahr machten wir den Spagat zwischen Angeln und Urlaub mit einem Segeltripp. Dabei wurde viel gesegelt und 1-2 mal auch geangelt. An einem windstillen Nachmittag verzog ich mich in die Kajütte und schrieb diese kleine Geschichte, wie ein Urlaub auch ablaufen könnte, wenn das Angeln im Urlaub gänzlich verdrängt werden soll. In meiner Geschichte vermischen sich Dichtung und Wahrheit fließend und ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich von meiner besseren Hälfte immer bei meinem Hobby unterstützt werde. Die "Fangerfolge" stimmen dann aber wieder mit der Realität überein, wie die Bilder es beweisen. ;-)
Doch lest meine kleine humorvoll gemeinte Urlaubs-Geschichte lieber selbst....
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Im Frühjahr war es wieder so weit. Die Große Frage wurde gestellt: Wo fahren wir diesen Sommer in den Urlaub hin?
Bis hier hin lag kein Problem vor, dann kam aber der ganz leise Einwand: "Es muss ja nicht wieder zum Angeln sein. Das machst Du ja schon das ganze Jahr". Zugegeben, dem konnte ich nicht widersprechen. Also musste ich mir etwas überlegen....
Das tragische am Angel-Hobby ist ja, dass man entweder die Begeisterung bei seinem Gegenüber dafür weckt oder nicht. Im letzteren Fall ist Angeln für den Partner zuweilen sehr langweilig, zumal der begeisterte Fischjäger nicht nur ein mal pro Woche sein Material ans Wasser schleppt. Hier gilt ganz sicher die provokante Angler-Frage mit der Langeweile und dem Zusehen...
Also war jetzt auch für meinen Urlaub Kreativität gefragt. Ein Ansatz war schnell gefunden: Das Segeln. Schnell war eine sehr nette Mitsegel-Kojen-Charter in der Ostsee ausgemacht. Das hört sich doch ganz verdächtig nach Dorsch an!!!! :-))
Der Vorschlag war schnell unterbreitet. Mein glänzen in den Augen wurde dabei natürlich sofort durchschaut, aber der Vorschlag wurde angenommen. Mit dem Einwand: "Du weißt ja, an Deck entscheidet die Mehrheit der Besatzung!". Diesen Tipp durfte man mir in der Vorbereitungsphase eigentlich nicht geben und meine Planungen gingen damit weiter in Teil B über. Wenn ich schon nicht meine weibliche Begleitung für die schleimigen Wasserbewohner und die andauernde Ruhe in der Natur begeistern konnte, dann musste es mir wenigstens bei vier anderen Mitseglern gelingen. Hierzu war jetzt dringend eine Motivationshilfe gefragt!
Die Vorbereitung
An einem Samstag morgen schlenderte ich noch schlaftrunken mit Begleitung durch unseren örtlichen Supermarkt. Und ich sage euch, wenn es einen Schutzpatron für uns Angler gibt, dann stand er an diesem Morgen neben mir und zeigte ganz intensiv in die Zeitschriftenabteilung. Gelangweilt schlürte ich dort hin, auch um mich etwas vor dem nervigen Einkauf zu drücken und stattdessen ein wenig in den Angelzeitschriften zu stöbern, die ich alle eh schon gesehen hatte, weil sie regelmäßig auf meinem Schreibtisch landeten. Eine Zeitung habe ich scheinbar aber total übersehen. Dort strahlte mich doch tatsächlich ein dicker Dorsch an und zudem stand in großen Lettern dort geschrieben: "Dorsch 48 Seiten Extra!".
Wow! Ich wusste, dass Siegi Stümke und seine Redaktionskollegen Fundskerle sind und tolle Geschichten erzählen können, aber das sie mir evtl. doch noch meinen Angelurlaub retten könnten, werde ich ihnen nie vergessen. ;-)
Natürlich wanderte das Heft ganz beiläufig in den Einkaufskorb. Und schon wieder wurde ich ertappt! "Weshalb kaufst Du die Angelzeitung? Die Dinger verstopfen doch jeden Monat unseren Briefkasten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Angelzeitung gibt die Du nicht kennst." bekam ich zu hören. "Ja, ja" brummelte ich noch müde und deutete auf das Rollbrett der Kassiererin, das langsam Platz für unsere Artikel machte. Ich legte die Zeitung ganz ans Ende und natürlich mit der Titelseite nach unten. Kaum war die Zeitung abgebucht riss ich sie der Kassiererin auch schon ungeduldig aus der Hand. Der Dorsch sollte nicht erkannt werden. Wir wissen ja alle, wie raffiniert weibliche Wesen sind. Zuhause angekommen, blätterte ich erst mal beiläufig in den Seiten. Ab Seite 50 gab es "Alles über Dorsch". Perfekt dachte ich mir und blätterte sofort dort hin. Und tatsächlich schaute mich da schon ein prächtiger Ostseekerl mit seiner so typischen treublöden Mimik an. Dazu viele Bilder mit krummen Ruten, Montagen für die Anfänger, Tipps zum Köderführen, Filetierbeschreibungen und dann auch noch leckere Rezepte. Das Heft war wie für meinen Plan geschaffen!!! :-)
Zugegeben, ich bin auch nicht der Pilk-König vor dem Herrn, aber für ein paar Bartelträger aus der Tiefe reicht es allemal. Spätestens beim Shimano-Angeln mit den anderen Angelredakteuren hatte ich mir viel Selbstvertrauen erangelt. Mir war auch klar, dass ich meine 10m- Stippe nicht mit auf des Segelboot bekomme. Außerdem war kein Platz für meinen Abroller vorhanden. Es musste alles etwas stabiler und kürzer sein. Ich benötigte keine Maden, Zuckies und auch keine Aromastoffe, sondern reichlich Pilker , Wirbel, Drillinge, Jigköpfe und Gummischwänze. Die waren aber schnell und leise besorgt. Um weiteres Aufsehen zu vermeiden, wurden die Ruten schon im Vorfeld mit der Post zur Segelcrew geschickt. So brauchte ich bei der Anreise nur die Kleinteile und das Heft mit zu schleppen.
So, der Plan war vorbereitet. Jetzt musste ich auf die passende Situation warten und alles geschickt einfädeln.
Der Urlaub beginnt
Als wir nach einer kurzen Anreise in Ystad (Schweden) an Board gingen, erfuhren wir, dass zwei Mitsegler leider die Fahrt wegen eines entzündeten Blinddarms absagen mussten. Ich dachte sofort an meinen Plan. Also brauchte ich nur zwei Segler für das Angeln begeistern (wir erinnern uns: Die Crew-Mehrheit!!!). Während ich mir darüber noch so meine Gedanken machte, schweiften meine Blicke über das Deck. Was musste ich da sehen?! Zwei alte, etwas verbrauchte ANGELRUTEN! JAAAAAAAAAA! Das ist wie ein 11er ohne Torwart!!!!!
In diesem Moment stellte sich meine logische Hirnhälfte ab und das Mundwerk und die Motorik übernahmen selbständig die Initiative: "Super!" sprang es aus mir heraus, um fortzufahren, "dann machen wir eine 6-Tage-Pilk-Tour" und schmiss gewandt das Heft mit dem Dorsch-Sonderteil auf den Tisch. Die Blicke, die mir jetzt zugeworfen wurden kann ich nicht beschreiben. Im ersten Moment dachte ich nur, so ein Mist alles für die Katz. Man sah den Augen förmlich die Schleimspritzer auf den sauberen Segelplanken an. Außerdem blieb das Heft in den ersten zwei Stunden unberührt. Das waren die härtesten Stunden meines Urlaubs.
Das sollte sich aber dann langsam ändern. Nachdem das erste gemeinsame Essen verspeist worden war, schnappte sich der Skipper Michael das Angelheft und er gab es nicht mehr aus der Hand. Später bemühte er sogar seine Lesebrille, um die Montagen ganz genau zu studieren. Triumphierend schaute ich meinen "Gegenpart" an und sagte selbstsicher: "Wie war es noch? Auf dem Schiff entscheidet die Mehrheit! 50% habe ich schon und Skippers Wort zählt doppelt...".
Damit endete schon der erste Tag und das Heft wies ordentliche Gebrauchsspuren auf.
Vorbereitungen für das Ablegen
Am zweiten Tag ging es um die Festlegung der Gerichte für die folgenden Reisetage. Es musste der Einkauf organisiert und der Einkaufszettel geschrieben werden. Da kam dann von der vierten im Bunde, der für mich erlösenden Einwand!
"Und an einem Tag wird es ja Fisch geben. Was brauchen wir dafür? Lass uns doch dieses eine Rezept aus der Zeitung machen." Was waren das für Worte am frühen Morgen! Sieg auf ganzer Linie. Die Dorsch -- äh -- Segeltour konnte starten....
Am nächsten Tag wurden die Schoten gelöst und es ging auf große Segeltour. Wie nachträglich die beeindruckenden Dorschbilder und Beschreibungen bei meiner Segelcrew gewirkt hatten, sollte sich bei der Bestimmung des Segelkurses zeigen. Die Karten wurden nicht nur nach Hindernissen auf unserem Segelkurs ganz genau studiert, sondern auch nach verdächtigen Dorsch-Kanten. Immer wieder viel der Satz "Hier könnten auch welche sein!". Mit einem leichten Grinsen im Gesicht verfolgte ich das "Dorsch-Treiben" unter Deck und registrierte mit Wohlwollen die Resignation anderer. Ach kann ein Segelurlaub schön sein....
An diesem Tag ließ uns allerdings der Wind ein wenig im Stich. Mit Ach und Krach erreichten wir die Kreidefelsen-Küste der dänischen Insel Moen. Hier gingen wir vor malerischer Kulisse vor Anker. Nach dem gemeinsamen Abendessen wurde wieder das besagte schöne kleine Heftchen heraus gekramt. Die ersten Verständnisfragen wurden gestellt und mit großen Augen lauschte man mir meinen blumigen Erzählungen von Fisch Flosse und Ungeheuern. Zugegeben, eine langweilte sich ein wenig an diesem Abend, kannte sie die meisten Geschichtchen doch schon. Der Rest der Gemeinschaft amüsierte sich vortrefflich und was hatte ich vor dem Segelturn gelernt: "Du weißt ja, an Deck entscheidet die Mehrheit!"...
Müde sanken wir dann am späten Abend in unsere Kojen. Ganz sicher beschäftigten sich viele noch beim Einschlafen mit den großen Ostseejägern und eventuell träumte der eine oder andere sogar von ihnen.
Der erste Angeltag
Am nächsten Morgen saß unser Skipper schon beim Frühstückstisch mit Seekarte und Angelheft und deutete auf der Karte an eine nicht weit entfernte Uferkante. "Schau mal. Hier müssen sie doch sitzen oder?!"
Noch total verschlafen musterte ich die Karte. Direkt vor den Kreidefelsen verlief eine schnell auf 13-14 , Tiefe abfallende Steilkante. Vieles deutete auf Steinigen Untergrund hin - nicht gerade ideal für Angelanfänger. Eigentlich wären mir ca. 18-21 m und Sandboden lieber gewesen, aber ich bemerkte schon, dass man allgemein jetzt das erlernte Wissen anwenden wollte. Also nickte ich zögernd und bemerkte vage, dass die Stelle nicht ganz optimal ist, dafür aber auch einen schönen Landschaftlichen Rahmen hätte. Das wäre ja auch für die dann sehr schön, die nicht angelten...
Gesagt, getan! Nach dem frühstück ging es zu der besagten Stelle. Es wehte ein strammer Südwest-Wind, so dass wir uns unter der Küste aufhalten mussten. Weiter draußen waren die Wellen zu hoch und die Strömung würde unser Schiff zu schnell weg treiben. Kaum war die richtige Stelle erreicht (GPS sei Dank), platschten schon die ersten Pilker ins Wasser. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie meine Mitsegler angelten. Sie waren vom Dorsch-Virus tatsächlich infiziert. Ich war noch gar nicht zum Angeln gekommen da ging neben mir fast die erste Rute über Bord! Mit einem riesigen Ruck hatte sich ein kleinerer Bursche in den Pilker von Crew-Mitglied Sabine verbissen. Mit großen Augen und etwas verzogener Miene pumpte sie den ersten Dorsch ans Schiff. Währen ich ihr dabei zusah knallte es auch schon in meiner Rute. Wow, was hatte ich da für einen Brocken dran. Zunächst dachte ich an einen Steinbrocken, den ich am Haken hatte. Denn es rührte sich zunächst nichts auf meine Bemühungen, das vermutete Tier hinauf zu pumpen. Dann ging es aber langsam und behaglich aufwärts in die oberen Stockwerke. Allerdings nicht lange. Nachdem ich dem Monster 10 m abgenommen hatte, entschied es sich gleich wieder in die Tiefe abzutauchen. Ich spürte die zwei Schwanzschläge in der Rute, die das Tier benötigte und meine ohnehin schon sehr stramm eingestellte Bremse gab dem Willen des Fisches nach. So etwas hatte ich auf einer Pilk-Tour noch nie erlebt. Wieder versuchte ich den Brocken hinauf zu bekommen. Ich merkte, dass die letzte Flucht Kraft gekostet hatte und so konnte ich langsam Meter für Meter gewinnen. Da sah ich im klaren Wasser schon den silbernen Streif der Fischseite. War das ein Apparat! Es war sicher mein persönlicher Ostsee-Rekord. Kaum hatte ich den Gedanken ausgedacht und meine Angel-Laien genauste Anweisungen für die Landung gegeben, erschlaffte schon meine Schnur. AB!
Die Gefühle, die man als Angler in solchen Situationen hat, brauche ich ja nicht weiter zu beschreiben.
Allerdings kam ich nicht groß zum Nachdenken, stand doch jetzt Sabine mit ihrem gerade gelandeten Dorschlein vor mir und schaute mich hilfesuchend an. "Mach mal etwas..." sagte sie und deutete auf den Fisch. Er hatte sich tatsächlich den roten 60 Gr. Pilker rein gezogen, der jetzt schön weit vorne in den Lippen hakte. Zwei geübte Griffe und das Fischlein war zurück in seinem Element.
Also ging es weiter. Natürlich vielen während des Angelns schon die ersten Kommentare auf Kosten der Angler, die bisher im Trüben fischten und beiläufig landete ich noch zwei kleinere Dorsche, während unsere Frau im Bunde einen prächtigen Recken nach dem anderen an Board zog. "Siehst du, sagte sie. Ich kann meine Familie ernähren. Du scheinst immer nur diese kleinen Fischchen zu fangen." So etwas spornt natürlich an. "Das sag mal deinem Mann!" wurde schlagfertig erwidert. Er stand nämlich noch wie Käpten Blaubär mit seinem Stock an der Reling und ich sah förmlich, wie sich die Fische unter dem Boot über ihn lustig machten.
Dann kam aber der für mich schwärzeste Moment des Tages. Denn plötzlich war die Rute von Käpten Blaubär kreisrund. Mit großen Augen versuchte er das Ungeheuer an Board zu bekommen. Das sind diese Momente, vor denen man als eingefleischter Angler mit Jahrzehnten an Erfahrung nie sicher ist, wenn man mit Anfängern los zieht. Man selbst fängt nur Kleinzeug oder gar nichts und die Greenhorns packen die Pralinen. So auch heute, denn der kleine Dicke kam an die Wasseroberfläche und wurde gelandet und versorgt.
Oh was wurde jetzt frohlockt und gelacht. Opfer der ganzen Glückseligkeit war natürlich ich. Wer Wind sät, muss damit rechnen, dass er Sturm erntet. Das tat ich nun im doppelten Wortsinne. Denn wir segelten weiter. Gegen eine kräftige Welle und mit ordentlichem Wind. Mir wurde irgendwie ganz übel. Dabei war ich mir wirklich nicht sicher, ob es die Erlebnisse des Vormittages, die bohrenden Sprüche oder der Seegang war. Auf jeden Fall war ich für heute doch sehr bedient...
Das große Fischessen
Am nächsten Tag sollte es dann Dorsch aus der Pfanne geben. Die Crew hat sich das Rezept mit der Tomatensoße ausgesucht. Allerdings war noch das kleine Problem der Fischvorbereitung zu lösen. Auch hierzu hatte ja das goldene Urlaubsheft viele Tipps parat. Außerdem konnte ich heute zurück schlagen, als man mich um Unterstützung beim Filetieren bat. "Wer die Fische fängt, muss sie auch zubereiten!". Hilfsbereit hielt ich das Heft, stellte mein Filetiermesser zur Verfügung und gab kluge Ratschläge und natürlich auch satte Kommentare. Nach 2 Stunden hatten wir dann tatsächlich grätenfreie Dorschfilets und am Abend gab es lecker Dorsch in Tomatensauce.
Kaum war das Essen verspeist, wurden auch schon die nächsten Planungen für einen Dorschzug gemacht. Meine weibliche Begleitung rollte nur noch die Augen, während ich wieder innerlich frohlockte. Mensch, was war das für ein super Urlaub! Ganz ohne Angeln und nur Segeln... Ich wusste gar nicht wie schön das sein kann, entgegnete ich ihrer leicht genervten Mimik. Dieser Spruch konnte ihr nur ein leicht verzerrtes Lächeln abringen. Allerdings sorgte diese Geste dafür, dass wir die nächsten Angelpläne um 2 Tage heraus zögerten. Jeden Tag Dorsch muss ja nun auch wirklich nicht sein...
Der nächste Angelversuch
Nach zwei Tagen ordentlichen Segelwind und schönen Sightseeing-Landgängen, dümpelten wir bei Flaute langsam über die Ostsee. An Board war es eher ruhig und jeder beschäftigte sich mit seiner mitgebrachten Literatur. Unser Käpten Blaubär hatte wieder sein neues Lieblingsheft in der Hand und kam verschmitzt grinsend an Deck. "Michael, ich gebe Dir heute noch mal eine Chance etwas zu lernen. Wo möchtest Du die Pilker baden, fangen wirst Du ja eh nichts!" Damit war mein Ehrgeiz wieder gepackt! Ich schnappte mir die Karte und fand eine fantastische Dorsch-Stelle. Eine Sandbank von ca. 10 m tiefe war rund herum von einer ebenen 20 m tiefen Ebene umgeben. Vieles auf der Karte sprach für Sand und sauberen Untergrund. Beste Voraussetzungen also für das Angeln mit Anfängern.
Wir machten hier stopp und fingen an, die Pilker tanzen zu lassen. Allerdings rührte sich über 20 Minuten rein gar nichts. Wir wollten schon aufgeben als plötzlich meine Rutenspitze sich verneigte und krümmte. Kurz darauf knallte es ein zweites mal. "Ich glaube, jetzt habe ich 2 Kerle an der Leine!" rief ich Käpten Blaubär zu. "Ja, ja, entgegnete er, so wie dieser dicke Gummistiefel vor Moen, der angeblich ein abgehakter Dorsch war..." flunkerte er mir zurück. Oh, jetzt musste ich aber Standhaftigkeit beweisen und konzentrierte mich ganz auf meinen Fang. Ich antwortete nicht und stemmte mich gegen die beiden mächtig trägen Exemplare. Da kamen sie langsam aus der Tiefe. Man sah schon ihre silbernen Flanken sehr früh. Ein Zeichen für ihre stattliche Größe. Bis sie an der Oberfläche plätscherten dauerte es wieder ein paar Minuten, dann waren sie endlich an Board und meine Ehre gerettet. "Wow, das sind ja Brocken!" freute sich Käpten Blaubär über den Fang und ich sah in seinen Augen schon die gebratenen Filetstücke.
Sofort gingen wir beide wieder ans Werk und endlich konnte ich mal wieder verbale Pfeile versprühen. Doch ich bekam plötzlich keine Antworten mehr. Vorne am Schiff war es ruhig geworden. Als ich mich zu Käpten Blaubär zuwandte wusste ich auch weshalb. "Nicht schon wieder!" dachte ich spontan. Die Rute war bis zum bersten
gekrümmt und der Käpten drillte, was die "Keule" her gab. Seinen Gesichtszügen konnte man ansehen, dass es kein kleiner Bursche war. "Boh" entglitt es seinen Lippen, "Angeln ist ja verdammt anstrengend..." dann war es Stille. Erst als wir den Fang an Board gehieft hatten, setzte er seinen Satz fort... "und ich verstehe nicht, dass du immer noch angelst. Du fängst ja fast nichts oder nur diese Kleinen!" grinste er mich an. Dieser Hieb saß wieder felsenfest und ich legte schnell meine Pilker erneut aus. Immer wieder hämmerte der letzte Satz in mir "Du fängst ja fast nichts!".
Bum! Da war wieder ein Knaller auf meinen Pilker eingestiegen und bei Käpten Blaubär ebenfalls. Es ging Schlag auf Schlag und am Ende hörten wir auf zu fischen, weil wir so viele Dorsche gar nicht mehr verwerten konnten.
Zum Glück fuhren wir am nächsten Tag wieder vom Segeltripp Heim und konnten so Freunde und Bekannte mit frischstem Seefisch versorgen. Es blieb kein Filet unverwertet. Allerdings war ich der "Glückliche", der am Abend Filetieren durfte und vor mir saß etwas gehässig grinsend meine Freundin: "Wer die Fische fängt, muss sie auch zubereiten!"
Mit diesem Spruch hatte ich mir jetzt mein Grab geschaufelt. Ich konnte es aber verkraften, war doch meine Ehre zumindest wieder halb hergestellt.
Außerdem hatte ich ein weiteres Erfolgserlebnis, meine größte Rivalin im "Urlaubs-Angelwettstreit" nahm am Ende der Segeltour auch selbst mal die Rute in die Hand und versuchte ihr Glück.
Was für ein schöner gelungener Urlaub und (fast) ganz ohne Angeln. ;-)
Dichtung und Wahrheit...
Vieles in dieser Geschichte entspringt meiner puren Phantasie. Allerdings ist überall auch ein Funken Wahrheit enthalten. So gab es die Fänge tatsächlich, ja sogar die Fangfolge entsprechen der Wahrheit. Und wenn einer von Euch ebenfalls mal einen Segeltripp auf der Ostsee auf einem etwas komfortableren Segelboot mit netter Crew machen möchte, der sollte sich mal das Angebot der McAllee ansehen. Denn auch das ist real und jedem, vom interessierten Nichtsegler bis zum Profi, mit Kindern oder solo, nur zu empfehlen. ;-)
Für Angelgruppen halten die Segler noch ein einmaliges Hausboot in Mecklenburg Vorpommern bereit. Mit dem könnt Ihr mit Euren Freunden ohne Bootsführerschein über die schöne Mecklenburger Seenplatte tuckern und nebenbei die schönsten Angelstellen anfahren.