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Shimano-Cup 2007: Ein Weltmeister kämpft mit dem Silokanal… (Teil 1)

Das Angeln an euren deutschen Kanälen ist doch recht einfach, schilderte mir mal ein niederländischer Angelexperte seine Erfahrungen aus einer Hand voll Hegefischen in unseren Gefilden. Dass das auch ganz anders laufen kann, spürten einige Angler beim Shimano-Cup2007 am Silokanal. Mit dabei Alan Scotthorne, der aktuelle Weltmeister. Für mich DIE Chance einen Einblick in seine Analysetechnik zu erhaschen, die ich natürlich genutzt habe…

Es ist Freitag, ein Tag vor dem Start zum Shimano-Cup 2007. Ich sitze in Bielefeld in meinem Büro und muss noch einige Dinge in Sachen Programmier-Arbeit regeln. Da klingelt bei mir das Telefon sturm. „Wo ist Alan Scotthorne? Er soll doch schon da sein!“ war die einhellige Frage. Tatsächlich war Alan schon dort, aber wir haben uns strikte Nachrichtensperre verordnet, damit Alan ein wenig Ruhe neben seinen Auftritten hat. Mit angereist war übrigens seine Frau, ebenfalls eine weltklasse Anglerin.
In dieser Zeit nutzte Alan seine Freiheit und setzte sich klamm heimlich ganz nach unten in den D-Sektor. „Michael, ich wollte wieder diese schönen Brassen fangen!“ war seine schlichte Antwort als ich ihn fragte, weshalb er un Himmels Willen auf diese Trainigsstrecke ging. Ich wollte ihn eigentlich in die schwierigen Rotaugensektoren lotsen, denn da war es wirklich brenzlig, wie meine Informanten mir steckten. Nun ja…

Tag 1 des Cups:

Es kam, wie es kommen musste! Alan saß in Sektor A einem der Rotaugensektoren und zudem direkt unter den Stromleitungen eines Hochspannungsmastes. Wer nun Alan kennt, der weiß, dass er genau auf so einem Platz einen guten Angelfreund verloren hatte, der mit der tötlichen Spannung, die in den Leitern herrscht, Bekanntschaft gemacht hatte. Dazu noch feuchtes und nebeliges Wetter. Alan war schon nach seiner Platz-Verlosung etwas enttäuscht. Aber den Platz wechseln, wie ihm angeboten wurde, mochte er auch nicht. „Gleiches Recht für alle und kein Weltmeisterbonus!“ sind seine Devisen. Dazu ist er Profi genug. Aber eigentlich müsste man den Platz unter den Hochspannungsleitungen geschickt ausklammern. Wenn das nur immer so einfach wäre.
Der zweite Shimano-Mann hinter Alan, Claus Müller, saß ebenfalls richtig bitter in Sektor C direkt vor einem Verladehafen, in dem ein Frachter mit einem Elektromagnet mit Stahlschrott beladen oder besser beworfen wurde. In regelmäßigen Zeitabständen knallte es in den Morgennebel und eine kleine Bugwelle, ausgehend vom beladenen Frachter, erreichte Claus Kiepe. Beste Voraussetzungen für ein mäßiges Ergebnis. Sei es bei Alan oder bei Claus. Beide mussten hier aber zeigen, wie man Rotaugen fängt und sich zudem ein paar Bonusfische ergattert. An Brassen war bei beiden eigentlich nicht direkt zu denken…
Aber ich sehe die Sache aus fangplatz-Sicht eigentlich immer positiv. Was machen die beiden jetzt in dieser brenzligen Angelsituation? Es gibt viel Potenzial zu lernen wenn man weiß, worauf man achten muss…

Beide bauten die 13m Stange auf. Beide setzen sich mit 4-5 Gramm Schwimmern auseinander. Die Montagen glichen denen aus dem letzten Jahr (s. fangplatz-Video mit Alan Scotthorne). Auch die Futtermischungen waren von der Konsistenz klebrig:
Alans Rezept war ja schon aus 2006 bekannt. Claus hatte 50% CM Brassen spezial und 50% Super Mix. Hierzu kamen dann noch CM Honig Nr 1.
Jetzt, 30 Minuten vor dem Ende des Aufbaus kam der kleine Unterschied!
Claus warf mir seinen Autoschlüssel zu. „Schummi hol’ mir mal meine Matchruten!“ schrie er mir zu. „Du willst hier wirklich?“ begann ich meinen Satz. „Mach schon!“ unterbrach mich Claus. Er wollte wirklich auf den 10 Meter breiten Platz (es war sehr eng abgesteckt) mit der Matchrute angeln. Nicht mit der Bolo-Rute – nein – mit der Matchrute. Es sollte „Gezoomert“ werden…

Da ich dieses Mal mit dem Rad an der Strecke unterwegs war, hatte ich schnell das Futteral geholt und ab ging die Post.
Zwei Matchen (Shimano Aspire 3,90m) mit 6 und 8 Gramm Zoomern von Tubertini/Fishing Tackle Max wurden in der bekannten Claus-Müller-Zoomer-Montage montiert.
Jetzt konnte das Fischen beginnen…

Zum Start belegten natürlich alle ihre 13m Bahn mit Futter. 7-8 apfelsienengroße Ballen flogen bei fast jedem Angelplatz in die Fluten. Natürlich waren viele Lebendköder wie Caster und Würmer aber auch Hanf mit enthalten. Auf dieser Bahn wurde vorwiegend verkürzt mit der Kopfrute gefischt. Einige Einheimische hatten eine 9-10m lange Kopfrute mit langer Schnur aufgebaut und konnten damit wirklich stattliche Rotaugen (bis 800 Gr) landen.
Claus hatte von der Info mit der langen Schnur vor dem Fischen schon Wind bekommen. „Die größeren Fische stehen momentan also 5-10 m hinter der 13m-Bahn!“ sagte er mir schon am Vortag selbstsicher.

Jetzt ahnen wir auch, wofür er die Matchruten dabei hatte. Genau diese Distanz wurde jetzt nach 1 Stunde genau beangelt und natürlich auch befüttert. Und genau auf dieser Distanz fing Claus seine dicken Bonusfische, während die anderen im Sektor nur beim Brotfisch blieben. Lediglich den Endplatz mit Ralf Gericke (Team Shimano) konnte Claus mit seiner Strategie nicht Paroli bieten. Er lag hinter dem Verladehafen und hatte damit ganz andere Bedingungen als die anderen. Das Endergebnis war für ihn Sektorplatz 2 und staunende Gesichter rundum, wie Claus sich mit der Matchrute am Fließwasser die Fische schnappte. Das war Extraklasse, wenn nicht noch ein ganzes Stück mehr... Für Deutschland aber wieder mal einmalig!

Was passierte bei Alan?

Alan saß eigentlich in einem noch etwas undankbaren Sektor A. Nicht weil es hier keine Fische gibt, sondern weil die Fische hier etwas planlos durch die Gegend streunten. Sie tauchten unvermittelt an einem Angelplatz auf und verschwanden dann auch wieder. Richtig nachvollziehbar war das für mich nicht. Scheinbar auch nicht für Alan. Eine Stunde nach dem Start rief er mich zu sich. „Was wird an der Strecke in meinem Sektor gefangen?“ war seine erste Frage. Ich konnte ihm nur mitteilen, dass vereinzelt Rotaugen verschiedener Größe gekeschert werden. Die ersten Plätze schienen besser zu fangen als die Mitte, in der Alan saß. Alan machte nicht die Fischfrequenz Sorgen sondern die Größe der Fische. Sie wurden und wurden nicht größer. „Das war gestern anders…“ Ja Alan, da saßt du auch im Brassensektor D! Hier kommen die Tierchen aus irgendeinem Grund momentan nicht hin. Das beruhigte ihn nicht. Er merkte, dass er sich verzockt hatte. Er versuchte das Blatt noch zum Besseren zu wenden indem er punktgenau geschnittene Würmer und Erde mit dem Polecup auf 13m ablegte. Aber nur mit bedingten Erfolg, denn die großen Fische standen halt 5-10 m hinter der 13m-Bahn!

Jetzt kam die für dieses Wochenende symptomatische Aktion seines Untermanns. Er packte die Bolorute aus, fischte 10 m hinter der 13 m Bahn und fing – na? – große Rotaugen! Das kannten wir ja schon von Claus Müller aus Sektor C. ;-)

Alleine in der Zeit nahm er Alan einige kg ab ohne dass er sich (ohne Bolorute) wehren konnte. Die Hochspannungsmasten machten das nicht möglich. Das Ergebnis von Alan war Platz 27 und damit war er weit abgeschlagen und spielte für die Spitzenfänger keine Rolle mehr. Aber das Angeln war für ihn jetzt noch lange nicht zuende. bis tief in die Nacht steckten wir die Köpfe zusammen. Was muss anders werden? Das war die große Frage des Abends. Und jetzt lernte ich, wie man Angeln auch arbeiten kann und bekam einen kleinen Eindruck davon, wie es bei der WM oder EM bei Englands Elite ab ging!

Was passierte in den anderen Sektoren?

Der Sektor B präsentierte sich, wie schon befürchtet als schwieriges, aber wesentlich faireres Pflaster als Sektor A. jeder konnte hier gut fangen, wenn er die Rotaugen denn schnell genug finden würde. Auch hier war der gut beraten, der auf 20-25 m die Rotaugen suchte und die Brassen taktisch links liegen ließ. Am ersten Tag machte das unser Sulinger Stratege Gerd Beich am besten, der vor Frank Ölschläger und Florian Gabbelsberger  das höchste Gewicht zur Waage brachte.

Sektor D stellte sich wieder als die Brassenhochburg heraus. Nach 1 Stunde waren hier die Ruten wieder krumm und auch hier kam der Fisch von draußen langsam auf die 13m Bahn. Die Jungs, die von Beginn an auf die lange Schnur setzten waren am schnellsten am Fisch und den Vorsprung ließ sich dann kaum einer der lang-lang Angler nehmen.

Es zeichnete sich hier schon ab, dass Altmatador Helmut Klug richtig gewieft ans Werk ging. Still leise und bescheiden, wie es seine Art ist, überlistete er einen Brassen nach dem anderen und landete so auf Platz 2 im Sektor. Hinter Jens Marek, der an diesem Wochenende fischte als wenn man ihn komplett am freitag ausgetauscht hätte.
Hier deutete sich schon so manche potenzielle Überraschung an....

Bald geht es weiter...

Soweit der Stand vom ersten Tag des Shimano-Cups...
Im 2. Teil des Berichts erzähle ich euch dann, wie Alan auf seine "Niederlage" reagierte und wie er sich dann noch detaillierter auf den nächsten Tag vorbereitete.
Nur so viel vorne weg...
Ich habe eine ganz neue Dimension der Aufbereitung von Angelgewässern kennen gelernt...

Mehr dann mit noch mehr Bildern in ein paar Tagen...

Zum 2. Teil...

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Gute Erklärung mit vielen Tipps von Michael Schlögl zum Füttern mit der Schleuder.

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Unsere Fließgewässer werden klarer und klarer. Da werden auch die Fische scheuer. Sie stellen sich nicht mehr so unbekümmert unter die langen Kopfruten.Jetzt ist die Zeit für die Bologneserute, kurz Bolo. Wie ihr von Anfang an erfolgreich damit in Flüssen und Kanälen mit leichter Strömung fischt, erklärt eich Claus Müller in diesem kurzweiligen Film.

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