Das Frühjahr ist dafür bekannt, dass sich die Karpfen dann nicht so aktiv auf Nahrungssuche begeben wie zum Beispiel im Herbst. Aber es gibt eine gute Nachricht: Karpfen müssen auch im Frühjahr fressen. Wo sie das tun und wie ihr sie dabei fangen könnt, erklärt euch Markus Kautz....
Jeder Angler kennt das Gefühl. Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr setzt auch wieder dieses Kribbeln ein. Man steigt in sein Auto, fährt zum See, hält nach Zeichen von Karpfen Ausschau und zählt die Zentimeter, um die sich das Eis von Tag zu Tag zurückzieht. Kaum lässt sich die Frühlingssonne länger am Himmel blicken können erste Lebenszeichen im noch 5-10 Grad kalten Wasser ausgemacht werden. Freilich finden wir sie noch nicht auf dem ganzen See, dafür aber in bestimmten Bereichen. Und genau da liegt unsere Chance! Denn Karpfen fressen zwar nicht viel, dafür aber alle in den selben Bereichen. Finden wir diese Stellen, dann haben wir echte Chancen auf einen Frühjahrs-Run.
Hauptziel ist es also, den richtigen Spot zur rechten Zeit zu finden. Auf den ersten Blick sieht es so aus wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Karpfen finden wir aber wesentlich einfacher, glaubt mir. Trotzdem ist es von Vorteil, wenn wir uns im Frühjahr einen See zum Karpfenangeln aussuchen, den wir schon ein wenig aus den vorigen Angeljahren kennen. Das gestaltet die Karpfen-Spot-Suche wesentlich einfacher. Besonders gut eignen sich kleinere Gewässer mit relativ niedrige Durchschnittstiefen (ca. 4m). Wenn sie zudem ausgeprägte Flachwasserzonen besitzen, auf die die Mittagssonne strahlen kann, dann haben wir schon eine gute Basis. Denn hier wird die Sonnenwärme am schnellsten vom Wasser aufgenommen. Zusätzliche Wärmetransporter sind alte Schilfbündel im Uferbereich. Daher sind auch Schilfkanten echt heiße Karpfenplätze im Frühjahr. Neben diesen Stellen sind natürlich auch die Kanten vor diesen Bereichen immer einen Versuch wert. Sie dienen den Karpfen als Patrouille-Basis auf ihrem Weg zum Frühjahrs-Futterplatz.
Ist ein geeigneter Platz gefunden, geht es an die Vorbereitung, denn auch im Frühjahr geht es nicht ganz ohne Füttern. Dabei halte ich es nach dem Motto: „Weniger ist mehr!“
Ich biete einen unserer aktivsten Boilies, den H.N.V. Winter Boilie in den Größen 14mm und 16mm, einzeln am Haar in Verbindung mit einem Stringer mit 5-6 Boilies oder mit einem PVA Bag mit gebrochenen, ganzen Boilies und Paste Stückchen (Erklärung: s. unten). Mit dem Wurfrohr verteile ich dann noch eine Hand voll Boilies in der weiteren Umgebung meines Angelplatzes.
Der H.N.V. Winter Boilie ist gerade bei Wassertemperaturen unter 10 Grad extrem aktiv und hat zudem einen großen Nährwert, was die Karpfen gerade jetzt sehr gezielt suchen. Daher bringt er alle Eigenschaften mit, die jetzt besonders wichtig sind. Ich lege mich nie auf eine Aroma-Sorte fest, da sie alle mein Vertrauen genießen und ihre Fische fangen können. Ich entscheide mich an jedem Angeltag aus dem Bauch heraus welchen Egoist H.N.V. Winter Boilie ich fischen möchte. Sei es der Winter Dream, der Winter Cream, der Coll Strawberry, der Winter Spice oder der neue Monster Meat Winter Boilie.
Im Frühjahr greife ich außerdem sehr gerne auf die Egoist H.N.V. Winter Paste zurück. Dabei handelt es sich um einen Teig der auf den verschieden Egoist H.N.V. Winter Mixen aufbaut. Er wird nur durch die Zugabe von Flüssigkeiten, die ausschließlich in diesem Teig zum Einsatz kommen, abgerundet. Mit der Egoist H.N.V. Winter Paste ummantele ich meine Hakenköder, das Blei und füttere den Teig auch in kleinen Stückchen an meiner Stelle an.
Wer jetzt auf eine gepflegte Partikelfütterung wartet, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Ich verwende sie im Frühjahr nicht. Dasselbe gilt für Pop'Up-Köder. Meine Erfahrungen haben in den letzten Jahren deutlich gezeigt, dass man mit den Ködern besser fängt, die man auch anfüttert.
Das Frühjahr kann bekanntlich ja auch noch extrem kalt sein. Nicht zuletzt das ist ein Grund, dass ich jetzt eher auf Kurzsitzungen von bis zu 12 Stunden setze. So hat man zudem die Möglichkeit, mehrere Angelstellen auszuprobieren und so eventuell die fressenden Bartelträger schneller zu finden.
Außerdem konzentriere ich mich ausschließlich auf die Tagesstunden. Die Nacht ist für den Sommer und den Herbst da.
Den Wetterbericht halte ich in Sachen Angeln nie so recht im Auge. Allerdings wenn der Wind aus dem kalten Norden kommt, dann bleibe ich lieber daheim.
Für das Frühjahr setze ich ein ganz spezielles Rig ein. Es verschwindet sonst den Rest des Jahres in meiner Tacklebox, doch im Frühjahr ist es der Bringer. Dabei handelt es sich um eine Variante eines „Frightener-Rigs“ (s. Abbildung).
Auf einem Super Nova mit 25 lbs (von Kryston) ziehe ich 2 kleine Schläuche von ca. 1cm Länge. An der einen Vorfach-Seite befestige ich einen Tönnchenwirbel mit einem Ösenknoten (die Schlaufe soll 2cm lang sein). Den 6er Owner-Haken mit angebundenem und 2 Silikonschläuchen am Schenkel fixierten Haar knüpfe ich ebenfalls mit einem Ösenknoten an die Hakenöse (2cm lange Schlaufe). Dann ziehe ich die Plastikschläuche über die Knoten. Am Tönnchenwirbel ziehe ich den Schlauch soweit über den Knoten, dass die Öse auf ca. 0,3cm Länge geschrumpft wird. Beim Ösenhaken soll die Schlaufe 1,5cm lang bleiben. Das ist extrem wichtig, denn nur so setzt der Schreck-Effekt („frightener“) beim Karpfen ein, wenn er den Boilie nimmt. Sobald er nämlich vorsichtig den Boilie aufsaugt stößt er mit dem Maul vor den über die Schlaufe gezogenen Plastikschlauch. Er erschreckt sich, möchte den Köder ausspucken und hakt sich so den Haken selbst in sein Maul. Diese Montage funktioniert aber nur im Frühjahr so gut, wenn die Fische sehr sehr vorsichtig mit den Ködern umgehen.
So, ich hoffe, ich habe euch jetzt Lust auf Mehr gemacht und ihr packt gleich eure Sachen für die erste Karpfen-Session. Denn ihr wisst ja: Nur ein Haken am Land kann keinen Fisch fangen.
Ich wünsche euch viel Erfolg!
Euer
Markus Kautz