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WM 2008 Italien: Das Ziel unserer Forellen-Aktivitäten (1)

Der Landeanflug auf Pescara war sehr ruhig und das Wetter war klar. Wir flogen im Sinkflug vom Meer kommend direkt auf die Küste von Pescara zu und befanden uns sozusagen an der Wade des italienischen Stiefels. Vom Flugzeug konnte man sich einen schnellen Überblick verschaffen. Ein langer Sandstrand zog sich vom »Knie« bis zur »Ferse« und endete zu beiden Seiten am Horizont. Hier mussten sich schon Generationen von Touries in der Sonne gegrillt haben. Zumindest war alles hierfür bestens vorbereitet und so reihte sich ein Hotel ans andere wie eine Perlenkette an der Küstenstraße entlang. Der November ist aber alles andere als Urlaubszeit und  wir hatten sehr viel von der Kulisse für uns alleine. Die meisten Hotels befanden sich im Winterschlaf und man konnte das pure italienische Leben auf den Straßen bewundern. Ein Hotel war allerdings geöffnet und genau dort waren alle teilnehmenden Angelnationen untergebracht. Eine perfekte Sache, konnte man sich so morgens und abends vortrefflich mit Händen und Füßen über das schönste Hobby der Welt "unterhalten". :-)

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Wie sieht die Angelanlage aus?

Die Angelanlage lag in einem Flussbett und war wohl eine ausgehobene Kiesgrube. Sie war sehr gepflegt und  türkis-farbenes Wasser glänzte uns entgegen. Die Italiener und die Schweizer waren schon dabei, ihr Gerät zu positionierten. Die ersten neugierigen Blicke konnten wir uns daher auch nicht verkneifen. Immer noch quälten uns unsere Fragen: Haben wir auch alle das richtige Material mitgenommen? Sind unsere Köder richtig und auch das Kleinzeug?
Zunächst wagte keiner von uns, seine Karten auf den Tisch zu legen. Blamieren wollten wir uns alle nicht. Denn uns eilte ja ein Ruf voraus, dass wir die Deutschen »Forellen-Greenhorns« wären. Wir beschränkten uns daher zunächst auf eine einfache Spionagerunde um das Gewässer. Das war übrigens sehr schön angelegt. Man konnte auf einem festen Uferpfad ganz bequem herum marschieren ohne auch nur einmal zu stolpern. Das Ufer war von jedem Punkt problemlos zu befischen, so dass wir keine großen Bedenken hatten. Auch eventuelle Hindernisse, die das Auswerfen erschweren konnten, gab es nicht. Einzig ein Netz, was quer durch den See gespannt war, machte uns stutzig. Die Erklärung hierzu kommt später.

Am Ende der Seerunde lag dann ein kleines Restaurant mit Terrassen. Daran angeschlossen waren ein Fußballplatz und ein großer Spielplatz. Hinzu kamen Liegewiesen und noch mehr Platz für Freizeitaktivitäten. Man sah sofort: Hier ist Forellenangeln etwas ganz anderes als in Deutschland. Auf der Anlage wird auch Formel 1 oder Fußball im TV geschaut oder der Ball rollte selbst auf auf dem Platz. Für die Kinder stand ein Spielplatz bereit. Und zwischendurch wird dann auch mal gefischt. Hier wird Forellenangeln zu einem Familienevent mit sehr viel Abwechslung.

Unsere Spionagerunde war jetzt beendet und wir konnten alle aufatmen. Wir hatten uns genau richtig vorbereitet, unser Gerät kam dem der Profis beängstigend nahe und auch unser Kleinzeug konnte hier oder da sogar selbst Maßstäbe setzen. Damit hatten wir beim Auspacken die ersten überraschten Blicke auf unserer Seite als die »deutschen Forellen-Greenhorns« hoch professionell auftraten. :-)

Dem großen Auftritt mussten jetzt aber Taten folgen. Nachdem das Gerät aufgebaut war, steckten wir die Köpfe zusammen. Was hatten wir auf der Runde beobachtet, wo stand der Fisch?
Da wir reichlich Stipperfahrung mit an Bord hatten, war die Sache schnell erkannt und klar: Wir hatten Ostwind und die Forellen standen eher an der Oberfläche. Bedingt durch die Windrichtung stand der Fisch direkt an diesem merkwürdigen Netz. Es war übrigens gespannt worden, um ein rechteckiges Angelgehege zu schaffen und so die Chancen gleicher zu machen.
Die Platzverlosung setzte uns zunächst in die Mitte des Teiches. Es stellte sich heraus, dass unsere Fisch-Beobachtungen zutrafen. Die Fische stehen oben. Daher waren ganz langsam sinkende Bombarden angesagt, die am 2 m langem Flour-Carbon-Vorfach 2 Bienenmaden am 12er Haken präsentierten.

Zum Einsatz kamen feinste Shimano-Trout Ruten der Sorte »SpeedMaster«. Hier hatten sich die Größen Nr. 3 – 5 bei uns etabliert. Sie besaßen zum einen ein gutes Rückgrat und zum anderen waren sie in der Spitze sehr weich. Wir mussten die feineren Modelle aber bis an ihre Grenze der Belastbarkeit »triezen«, um wirklich alles raus zu holen: Stabilität für große Wurfweiten und feine Spitze zur Erkennung sensibelster Forellen-Berührungen. Das hatte natürlich auch etwas »Materialverschleiß« zur Folge, was nicht am Material, sondern an der Extrembelastung lag.

Nach mehreren Trainings-Sessions war klar:
Die Deutschen waren nicht die Greenhorns, sondern echte Anwärter auf einen der drei Plätze auf dem Treppchen. Die Überraschung war geglückt und wir hatten unsere Hausaufgaben gut gemacht. :-)

Tag 1 des Events: Die Welt ging im Unwetter unter.

Vor dem ersten Meeting-Tag wurde noch bis spät in die Nacht Material hergerichtet. Dabei zog sich schon der Himmel bedrohlich dunkel zu, bis es ab Mitternacht zum großen Krachen kam. Ein Unwetter hatte sich bei uns eingenistet und so knallte es die ganze Nacht in einer Tour durch. Es schüttete wie aus Kübeln und der Wind drehte sich auf einen recht ordentlichen Westwind.

Am nächsten Morgen sahen wir die Bescherung auf den Straßen. Alle Gullideckel waren aufgeklappt und riesige Wassermassen bahnten sich ihren Weg aus den Bergen Richtung Meer. Von den Hügeln wurde außerdem reichlich Lehm weggeschwemmt, der jetzt kleine Hügel auf den Straßen bildete. Für die heimischen Italiener ist das wohl ein ganz normales Ereignis. Für uns war es natürlich eine kleine Katastrophe. Wir konnten die Fisch-Situation am Gewässer jetzt sehr schwer einschätzen. Wie würden die Forellen den Luftdruck-Wechsel verkraften und wo würden sie sich heute aufhalten?

Gleich nach der Ankunft (bei strömendem Regen), ging das gesamte Betreuerteam auf Fischsuche um den Teich, während die Angler sich auf das Angeln vorbereiteten. Wo waren die Fische heute geblieben???
Die Antwort fiel deutlich aus: Am Netz war fast keine Bewegung mehr auszumachen. Dafür war auf der entgegengesetzten Seite ein wenig Betrieb.
An einem Tisch sammelten wir alle Beobachtungen zusammen, die uns zu folgendem Ergebnis kommen ließ:
Am Netz würden die Forellen eher am Grund erwartet werden und am gegenüber liegenden Ufer eher an der Oberfläche (s. Grafik). Damit gaben wir den Anglern in den »Netzsektoren« A und D als Marschrute auf den Weg: »Nehmt eher sinkende Bombarden zum Start oder versucht es dann mit Glaskörpern. Denn der Fisch könnte launisch sein!«.

Die andere Hälfte unserer Angler sollten es eher mit schwimmenden Modellen probieren. Wer es sich zutraute, konnte es auch gegen die Italiener-Sitte mit der Pose probieren. Gerade Lars mag diese Methode ungemein und fühlt sich mit ihr sehr sicher. Und gerade diese Sicherheit musste zunächst ins Team rein kommen.

Hier geht es weiter zu Teil 2

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