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Spricht man bei uns vom Feedern, dann denken wir sofort an eine Angeltechnik an unseren Flüssen oder das „Meter-Fressen“ mit den Weitwurfmontagen beim Distanz-Angeln am Baggersee.
Aber das Feedern kann auch ganz fein und sensibel ausfallen, so wie die ersten Feederruten der 80er Jahre es schon zeigten. Sie waren nämlich extrem kurz und mit ganz feinen Spitzen ausgelegt. Damals wurde damit schon gut Weißfische und Karpfen gefangen. Heute wurde die Technik optimiert. Michael Schumm war mit Steve Ringer an einem kleinen See und Steve hat ihm erklärt wie schnell man mit einer feinen Feederrute und einem Feeder-System erfolgreich sein kann.
Steve Ringer ist ein guter Bekannter von Alan Scotthorne, womit eigentlich schon viel gesagt ist. Wer mit Alan bekannt ist, kann nur ein guter und verrückter Angler sein. Denn bei Alan dreht sich alles über das Angeln, mir sagte er einmal mit einem Alan-Augenzwinkern: „Manchmal rede ich auch mit meiner Frau über andere schöne Dinge...“. Den Rest überlassen wir mal eurer Phantasie...
Ich habe Steve im Shimano-Product-Camp in den Niederlanden kennen gelernt. Er ist sehr sympathisch und angelt gerne in Commercial Lakes auf Karpfen und Co. Hier greift er auch gerne auf feine Feederruten zurück.
Zur optimalen und zielgenauen Fütterung und Köderpräsentation setzt er dabei vor allem auf Method-Feeder-Systeme der Marke Guru, was er mir genau erklärte.
Wir befanden uns an einem kleinen, ca. 1 ha großen See, der mit Friedfischen und Satzkarpfen besetzt war. Diese Seen gibt es bei uns auch in Deutschland sehr häufig. Sie werden von den Vereinen im Herbst/Frühjahr gerne mit Satzkarpfen besetzt, die es jetzt mit genau so einem Methode-Feeder vortrefflich zu fangen sind.
Die Tiefe dieser Seen sind oft nicht größer als 2m, wobei nahezu keine Strömung herrscht. Hinzu kommt an diesen Gewässern durch Angelkollegen ein gewisser wöchentlicher Angeldruck, der es nun erfordert, feiner und kniffliger ans Werk zu gehen als andere. Jetzt ist zielgenaues, leises Füttern und exakte Köder-Präsentation wichtig!
In solchen kleinen Gewässern ist immer eine Insel eine bevorzugte Anlaufstelle für Fische und Angler. Wenn man hier vor den überhängenden Zweigen der Inselbäume seinen Angelplatz anlegt, ist man schon ganz dicht am Fang.
Ansonsten heißt es "irgendetwas suchen": Ausläufe oder kleine Unebenheiten am Grund können gute Hinweise für Karpfenvorkommen bieten. Wichtig ist auch, dass der Untergrund nicht zu schlammig ist. Sonst verschwindet unsere Feeder-Montage im weichen Untergrund.
Hat man aber einen feste Grund gefunden, kann es mit dem Method-Feeder starten.
Wie eingangs schon erwähnt, kann man an den kleineren Gewässern sehr gut mit extrem feinem Gerät ans Werk gehen. Das Geheimnis für den Fang heißt hier: „Feiner, gezielter und unauffälliger als die anderen zu fischen!“ erklärt mir Steve, während er sein Futter anrührt.
Die Menge ist sehr übersichtlich und besteht aus ca. 1 Liter gemahlenen Pellets auf Fischmehlbasis (hier gibt es einiges am Markt) und Minipellets.
Wir setzen eine Shimano SpeedMaster Feederrute in 11' Länge aus der Commercial-Serie ein (rote Kennzeichnung). Sie ist zweiteilig und wird mit drei Spitzenteilen ausgeliefert (jeweils mit eingebauter Feeder-Spitze). So hat man eine optimale Aktion von der feinen Spitze über beide Blanks bis in das Handteil. Wirkt diese Rute bei der Erstbetrachtung doch etwas weich, so wird man spätestens im Drill das enorme Rückgrat bewundern, was sie nur unter Extrembelastung im Drill zeigt. Karpfen, und seien es nur kleine Satzkarpfen, mit dieser Rute zu Drillen ist ein reines Vergnügen. Zu dieser Rute passt eine 4000 Rolle (Shimano Baitrunner XT FA) mit 0,20er Technium-Schnur.
Steve setzt bei den Method Feeder auf das X-Safe System von Guru. Es ist von der Gewichtsverteilung so konstruiert, dass der eingebettete Köder am Grund immer auf der Oberseite des Feeders platziert ist. Wie der Feeder mit Futter und dem Köder gefüllt wird, zeigt euch die Bilderserie.
Darüber hinaus sorgt ein raffiniertes Gummi und Röhrchen-System, dass der Methode-Feeder nicht nur starke Schläge im Drill abfängt, sondern auch schnell gegen andere Gewichte ausgetauscht werden kann. Eine Einhak-Lösung mit Gummischlauch sorgen für eine einfache Montage an der Hauptschnur und geben einem evtl. abgerissenen Fisch die Möglichkeit, sich schnell von dem Feeder-Anhängsel zu befreien. Die Engländer denken da in vielen Dingen beim Angeln weiter als wir. Auf der anderen Seite des Methode-Feeder wird die kurze Vorfachschnur (ca. 25 cm Länge) mit einem 14er Guru-Haken (GM1 Barbless/ohne Widerhaken) befestigt. Wir fischten mit einem kleinen Pellet an einem Gummiring oder mit Miniboilies, die mit der Boilienadel an einem Haar angeboten wurden (s. Bilder).
Ist ein vielversprechender Angelplatz ausgemacht, dann wird er mit einem Wurf angeworfen. Liegt der Köder an der gewünschten Stelle, klippen wir die Schnur an der Rollen-Spule in den Schnurklipp. So sind wir sicher, dass wir immer in der selben Entfernung fischen. Damit wir immer genau in die selbe Richtung werfen, zielen wir einen festen Gegenstand auf der gegenüber liegenden Uferseite an. So haben wir unseren Angelplatz immer ganz genau im Visier. Wichtig ist auch, dass wir beim weiteren Fischen den Köder nach dem Einfallen ins Wasser keinen Zentimeter einholen. Der Köder soll inmitten des Feederfutters präsentiert werden und nicht am Rand. Das Einholen ist ein gern gemachter Fehler beim Fischen mit dem Method Feeder.
Sind alle Vorbereitungen getroffen, kann das eigentliche Fischen beginnen. Zunächst legte Steve einige Futterwürfe ohne Haken und Köder auf unsere Angelstelle. Hierzu füllte er den Methode-Feeder mit Futter und warf aus. Nach ca. einer Minute holte er nach einem kräftigen Ruck die Montage wieder ein, so dass sich das Futter am Platz aus dem Methode-Feeder gelöst hatte. Das wiederholte er 5-6 mal. Danach konnte das Fischen beginnen.
In ein Pellet-Gummi, der an einem Haar angeknotet war (Knotles Knot) und noch mit einem kleinen Stück Silikonschlauch fixiert wurde, zog er ein Minipellet und schon ging es los.
„Jetzt müssen wir warten. Aber das kennen wir Angler ja schon...“ scherzte Steve mit mir ein wenig herum. „Wichtig ist aber, wenn wir nachher mal einen Biss haben, dass wir nicht sofort mit einem Anhieb reagieren.“ ergänzte er seine Ausführungen. „Besser ist es, die Fische erst ein wenig mit dem Köder spielen zu lassen. Erst wenn sich die feine Spitze wirklich ganz deutlich Richtung Futterplatz biegt, brauchst Du die Rute eigentlich nur noch hoch zu nehmen. Der Fisch hat sich dann schon selbst gehakt. Der Haken sitzt bei dieser Technik fast immer in der Lippe rechts oder links im Maulwinkel.“ erklärt er weiter. Noch hatten wir ja Zeit, denn zunächst tat sich nichts. Das ist aber ganz normal, denn die Fische nähern sich in kleinen Gewässern mit hohem Angeldruck nur ganz langsam einer Futterquelle. Sie verbinden damit schon etwas Negatives. Daher wäre es jetzt auch sehr schädlich, wenn man laufend neues Futter dort einwerfen würde. Sollten die Fische langsam Vertrauen in die Futterquelle bekommen und sich ihr nähern, würde das Platschgeräusch der Futterballen sie gleich wieder verschrecken. Der Methode-Feeder verhindert das und genau dort liegt sein enormer Vorteil auch in unseren kleinen Gewässern.
Tipp: Unsere frisch besetzten Satzkarpfen sind gerade im Frühjahr/Frühsommer mit Mais gut zu fangen. Wenn ihr also anstelle von Pellets Mais am Hakenhaar verwendet und einige Maiskörner mit in euer Futter tut, habt ihr ebenfalls extrem gute Fangchancen!
Nach ca. 20 Minuten kamen die ersten vorsichtigen Zupfer. „Das sind Rotaugen, die an den Pellets nippen“ erklärt mir Steve. „Das ist der Grund, weshalb wir hier mit Pellets und mit Miniboilies angeln. Hätten wir einen anderen Köder am Haken, würden die kleinen Weißfische immer schneller als die Karpfen und Schleien sein.“ Also müssen wir geduldig sein. Steve holte nach 5 Minuten Nipp-Attacken den Köder wieder ein, erneuerte den Pellet und positionierte den Haken mit Köder wieder in dem Futterball im Methode-Feeder, um alles zielgenau auf unseren Angelplatz zu werfen.
Jetzt ging es aber ganz schnell! Nach nur 2 Minuten begann die Feeder-Spitze sich wesentlich durchschlagender zu bewegen. „Kein Zweifel! Hier ist ein größerer Fisch an der Arbeit. Eine Brasse oder ein Karpfen.“ dokumentiert Steve diesen Biss. Die Spitze bog sich unaufhaltsam nach vorne, um langsam wieder zurück zu fallen. Bei der dritten Spitzenkrümmung bog sich die Rute dann binnen Bruchteilen von Sekunden fast bis zum Steckstück des Griff-Blanks. „Jetzt können wir die Rute ruhig hoch nehmen!“ erklärte Steve und schon begann die Bremse zu singen. „Siehst Du die Aktion der Rute?! Sie geht jede Fluchtbewegung problemlos mit. Mit so einem Gerät braucht man auch keinen Widerhaken. Die Rute macht die ganze Arbeit und hält dabei die Leine auf optimale Spannung. Die Bremse macht dann den Rest.“ erklärt mir Steve, wie wichtig ein optimal abgestimmtes Gerät im Drill ist. Nach 5 Minuten hat er dann den ersten Karpfen eingenetzt. Wie angekündigt, sitzt der kleine 14er Guru-Haken genau im rechten Mundwinkel in der Karpfenlippe. Ein kurzer Griff und schon war er entfernt. So stelle ich mir Karpfen-Angeln vor. Klasse!
Nachdem der erste Karpfen von Steve versorgt war überreichte mir Steve seine Rute. „Now, it's your turn. 10 Bucks for the biggest Fish of the day!“. Die Wette nahm ich an! Sein Karpfen war aus meiner Sicht, sagen wir mal, sehr „überschaubar“. Ich montierte einen Pellet am Gummi und platzierte meinen Köder auf Steves Futterplatz. Und das Gezuppel ging wieder los. Rotauge an Rotauge machten sich an meinen Pellets zu schaffen und ich sah meine 10 EUR in der heißen Frühsommer-Sonne dahin schmelzen. Ich beendete mein Pellet-Versuch und machte Steve auf seine einführenden Worte aufmerksam, dass man ja auch mit Mini-Boilies angeln könnet. Gesagt getan. Ich montierte einen knallgelben Popup Ringer Bait am Haar und platzierte den Köder erneut auf den Futterplatz. Jetzt zuppelte nichts mehr – 20 Minuten lang, in denen Steve schon etwas frohlockte. Doch dann kam Bewegung in die Spitze. Nach zwei kurzen Stupsern, bog sich die Spitze gleichmäßig immer heftiger. Keine Frage, ein Bartelträger hat den Köder voll eingesaugt und machte sich auf den Weg. Ich hob die Rute und sie bog sich weiter und weiter, wobei die Bremse unaufhörlich mit lautem knarren Schnur gab. Das war ein etwas größerer Karpfen.“Hups!“ hörte ich nur noch von meiner rechten Seite. „Diese Runde geht heute wohl an Dich...“. So, jetzt musste ich das kleine Fischchen nur noch mit dem feinen Gerät bändigen. Das war aber problemlos möglich. Nach 10 Minuten konnte ich den „Fish of the day“ einnetzen. Willem Stolk, der zum Spionieren vorbei schaute, schnappte sich gleich meine Kameras und hielt den Tageshöhepunkt bildlich fest. Ein klasse Tag mit tollen und sehr netten Anglern fand mit einem ordentlichen Fisch ein tolles Ende!
Unterschätzt nicht die feinen Shimano Feeder-Ruten und das Angeln mit Pellets, Miniboilies und Co. Die Techniken sind zwar an den kommerziellen Gewässern in Großbritannien entstanden, funktionieren aber an unseren stark befischten, kleinen Seen mindestens genauso gut wie auf der Insel. Sie sind hier ja fast unbekannt. Koppelt man die Angeltechnik mit unseren Ködern (z.B. Mais an einer Haarmontage), findet man einen psychologisch guten Einstieg und kann später mit Pellets und Miniboilies ausgebaut werden. Dann hat man eine echte Geheimwaffe auf die heimischen Satzkarpfen.
Übrigens: Meinen „Wettgewinn“ haben Steve, Alan und ich noch am Abend an der Bar in Flüssignahrung umgesetzt und dabei riesigen Spaß gehabt. So ist es, wenn man mit britischen Top-Anglern unterwegs ist. Man muss überall fit und dabei sein! Das sind aber Angeltage, die kein Angler auf der Welt vergisst und über die man immer wieder beim Wiedersehen gemeinsam schmunzeln kann. Angeln verbindet über alle Grenzen hinweg!
Euer schummi