2017 gab es ein Premiere beim Shimano Cup in Brandenburg an der Havel am Silkanal: Einen Feeder-Sektor. Natürlich war es für mich interessant dort zuzuschauen und zu sehen, wie man dort mit der Feeder fischt. Also beobachtete ich den einheimischen Angler vom Shimano Team Brandenburg Ralf-Ingo „Ralfi“ Buchholz während des ersten Durchgangs.
Mir zeigte sich der größte Unterschied zum Posenangeln beim Zubehör: Man braucht weniger Material, weniger Futter, aber dafür mehr Aroma-Dipps für die Haken-Köder. Ich habe alleine drei verschiedene Leber-Sorten gezählt.
Also ein Korb ist nicht nur ein Korb. Er variiert in seiner Größe, Öffnung und im Material. Körbe können am Grund mit Krallen verankert, oder als „Schlitten“ schleifen gelassen werden. Entscheidend ist hierbei das Bleigewicht des Korbes, aber auch das Korbmaterial. Das Bleigewicht befindet sich beim heutigen Angeltag auf einer Korb-Seite, so dass der Korb unter Wasser immer aufrecht mit dem Korb nach oben auf dem Untergrund ruht. So kann die Strömung das Futter am besten aus dem Korb ausschwemmen. Der Silokanal hat einen sandigen und festen Untergrund. Man könnte hier mit leichteren Körben mit Krallen oder schwereren Körben ohne Krallen fischen.
Ralf entschied sich heute für 80 Gramm und einem offenen Maschendraht, aus dem das Futter am Platz schnell entweichen konnte.
Feederangler arbeiten beim Futter im Korb vielfach mit „Sandwitches“: Oben und unten kommt Futter in den Korb und in die Mitte packen sie dann einen „Joker“, bestehend aus Maden, Castern, (geschnittenen) Würmern, aber auch Pellets. Damit der Joker-Zusatz in der Strömung nicht zu schnell aus dem Korb entweichen (z.B. schon beim Absinken), verklebt Ralf die Mitte des Korbes mit einfachem Tesa-Klebeband.
Welcher Zusatz in die Mitte kommt, entscheidet die Situation: Caster waren am heutigen Angeltag meist der Standard. Waren allerdings Brassen am Platz wurden Würmer hinzugefügt und zwischendurch immer mal kleine Pellets.
Zur Dosierung bauen die Feederangler eine richtige Auswahl, wie bei einem Buffet neben sich auf. Vor jedem Wurf wird eine individuelle Mischung für die Korbmitte kreiert.
Feedermontagen haben immer irgendwie den selben Grundaufbau: Oft kommt eine Schlagschnur zum Einsatz. An ihr wird ein mehr oder weniger langer und oft auf der Schlagschnur frei laufender Seitenarm mit Korb befestigt. Der Seitenarm besteht aus etwas steiferem/stärkerem Schnur-Material, so dass sich der Futterkorb nicht zu leicht mit dem Rest der Schnur verwickeln kann. Ralf montierte eine kräftige geflochtene Schnur. Es ist immer zu bedenkem dass auch der Seitenarm straken Kräften beim Auswerfen stand halten muss. Heute fischte Ralf mit 80 Gr. Körben, wozu noch das Futtergewicht addiert werden musste. Hier Ralfs Montage im Detail:
Bevor das eigentliche Feeder-Angeln beginnt muss die beste Angelstelle im Wasser gefunden werden. Das erfolgt durch Auswerfen und langsames Einholen des Korbes (ohne Haken!). Der Korb schleift dabei kontinuierlich über den Untergrund. „Dabei achte ich darauf, dass ich ein möglichst hindernisfreies und ebenes Teilstück finde, also das Körbchen Ruckelfrei über den Grund schleift.“ erklärte mir Ralf. Er warf mehrfach mehrere Punkte auf ca. 30m Entfernung an und zog den Korb langsam wieder ein. Dabei erkannte er anhand des Einholwiderstandes den Untergrund: „Schweres Einholen ist ein Hinweis für ansteigenden Grund, Schlamm oder für Hindernisse. Kaum Widerstand für abfallenden und/oder harten Untergrund.“ erklärt er mir. „Und Hindernisse? Das merkst du schon selbst!“ ergänzt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Auch interesseant zu diesem Thema ist dieser Gewässererkunungs-Artikel.
Sobald Ralf eine vielversprechende Entfernung ausgemacht hat, klemmt er die Hauptschnur, eine 0,10 bis 0,12 Geflochtene in seinen Rollenclip.
Danach kommen einige Kontrollwürfe genau auf die eingeclipte Entfernung. Wichtig ist, dass man dann, während das Körbchen in der Luft fliegt, die Rute wieder von vorne nach hinten bewegt, so dass das Körbchen am Ende der Flugbahn in die Rutenaktion fliegen kann und so vom Angler auch durch Nachgeben der Rute sanft gestoppt wird. Ralf peilt dabei auf der gegenüber liegenden Uferseite immer den selben festen Punkt an. So ist er sicher, dass er auch immer die selbe Position im Wasser trifft.
Nach dem erfolgreichen Abtasten des Angelplatzes übertrug Ralf die Entfernung auf die anderen Ruten, die potenziell ebenfalls zum Einsastz kommen könnten. Hierzu bediente er sich zweier Stäbe, die genau im 5 m-Abstand aufgestellt waren. Eine Eichschnur, die die Stäbe verbindet, gab genau die Breite an. Kleine Kabelbinder zeigten auf ihr zudem Meter-Marken an. So konnte er die Weite auf den Zentimeter genau auf jede eingesetzte Rute einstellen.
Oft setzen Feederangler nicht nur auf einen, sondern auf zwei oder sogar auf drei Futterplätze. Dann haben sie mehrere Ruten mit unterschiedlich langen Angelentfernungen im Einsatz. Ralf geht heute aber auf das Ganze und setzt auf ca. 20 m Entfernung direkt vor seinem Sitzplatz.
Wie beim sonstigen Friedfischangeln, steht zu Beginn das Füttern im Vordergrund. Das ist beim Feedern nicht anders. Aber auch hier ist weniger und gezielter mehr.
Sechs größere Körbe voll mit normalem Futter und ohne Zusätzen werden erst mal immer mit möglichst zielgenauen Würfen an der selben Stelle versenkt. Dabei dürft ihr nie vergessen, das Körbchen in die Rutenaktion am Ende der Flugbahn fliegen zu lassen. Denn die eingeclippte Schnur beendet sonst den Flug abrupt! Nach dem Absinken bleiben das Körbchen mit dem Futter ein bis anderthalb Minuten am Ort liegen und wird dann mit einem ordentlichen Ruck wieder eingeholt. Dieser Vorgang wird mindestens 6-8 Mal wiederholt.
Nach der Fütterung ist die meiste Arbeit getan. Jetzt heißt es, den Angelplatz regelmäßig unter Futter zu halten und die Bisse zu parieren. Anhand der Bisse und der gefangenen Fische wird nun immer wieder das Futter im Körbchen neu kombiniert. Außerdem werden die Hakenköder und die Dipps variiert. Ziel ist es laufend die beste Kombination für den Tag, die Angelsituation und die aktuell am Platz stehenden Fische heraus zu finden.
Die erfolgreichsten Feederangler konnten heute auf diese Weise über 20 kg Fische in ein paar Stunden zusammen sammeln. Bei Ralt waren es immerhin etwas über 10 kg.
Das Angeln mit der Feederrute spart viel Aufbauzeit, ist zudem bequemer als das Posenfischen und man benötigt weniger Material und Futter. Dazu fängt man am Silokanal mindestens genauso gut wenn nicht noch besser. Es ist also nicht verwunderlich, dass diese Angeltechnik immer beliebter in der Angelszene wird und sie wird wohl auch einen festen Platz im Shimano Cup am Silokanal einnehmen – auch im Jahr 2018.