|
Neben vielen Plätzen an Strömungskanten oder hinter Sandbänken hatten wir auch einen recht guten Platz für Hochwasser ausgesucht. Er lag direkt hinter einer großen vorgelagerten Insel. Er war vom Festland gut zu erreichen und zeigte zudem eine wunderschöne Kehrströmung. Eigentlich ein perfekter Platz für unseren Zielfisch.
Jetzt machte uns nur noch das Treibgut Gedanken, was von den Wassermassen mit gerissen wurde. Da aber auch die Bäume von der Insel gut gewässert waren, stand auch unsere Angeltaktik schnell fest. Wir wollten unsere Ruten quer über den Seitenarm an den Baumzweigen spannen und so die Schnur dem Strömungsdruck des Wassers entziehen und zugleich auch dem Treibgut ein Schnippchen schlagen. Ein perfekter Plan zu einem super Platz. Am nächsten Tag sollte es los gehen. Doch jetzt schliefen wir erst mal auf dem Camping-Gelände.
Unsere Wecker schrillten schon sehr früh am Morgen. Wir wollten so schnell wie möglich los,denn wir hatten uns eigentlich schon richtig in unsere Bleibe für die nächsten 5 Nächte verliebt und hatten insgeheim schon etwas Bammel, dass uns einer zuvor kommen könnte. Daher gab es auch nur einen Kaffee und ein Käsebrötchen. Bevor wir aufbrachen kauften wir uns noch 10 Köderfische als Startkissen. Aber dann stachen wir in See – äh – in den Po.
Da wir am Vortag schon alles ausgekundschaftet hatten, steuerten wir unser Ziel sofort an. Nachdem wir die große vorgelagerte Insel umfahren hatten kam allgemeine Erleichterung auf. Es war weit und breit kein Angler zu sehen. Wir fuhren gemächlich noch mal unsere potenziellen Angelstellen ab. Mit dem mitgebrachten Echolot loteten wir noch mal ganz genau unsere die Plätze ab. Flussabwärts war eine Sandbank an der eine Stromkante entlang führte. Direkt hinter der der Insel kreiste ein breites Querwasser mit vielen Strudeln und Verwirbelungen. Die großen Gegenströmungen zogen alle unter den über das Wasser reichenden dicken Ästen. Genau hier vermuteten wir aus 3m Tiefe unsere kleinen Monster. Als Reserve legten wir aber auch noch 3 Ruten etwas flussaufwärts in den Nebenarm an eine Steilkante vor der Insel. Dieser Platz stellte nur eine Alternative dar. Unser Favorit war klar die Querströmung an den Bäumen.
Nachdem wir unsere Angelplätze ganz genau ausgekundschaftet hatten gingen wir an Land. Der Platz war optimal für ein 5-tägiges Lager. Wir hatten im Hintergrund eine Baumplantage. Wir mussten vom Po-Ufer ein wenig eine Böschung hoch steigen, wo wir eine Wiese erreichten. Da der Po im Frühjahr große Wasserschwankungen binnen kürzester Zeit haben kann, beruhigte uns der erhöhte Lagerplatz gewaltig. Eine nächtliche Überraschung durch eine Springflut war also so gut wie ausgeschlossen.
Wir hatten nach anfänglichen Holperstart mit der Bootswarterei jetzt unser Ziel erreicht und belohnten uns mit einem ordentlichen Frühstück mit Rührei, Schinken und Brötchen. Wer Didi mit im Team hat, der braucht nicht zu hungern! Er denkt an alles, wozu auch eine ausgefeilte Feldküche mit Profi-Kocher und Gewürz-Bord gehört.
Nach der Stärkung ging es mit dem Aufbau los. Natürlich wurden erst die Ruten montiert, die Rutenhalter platziert und die ersten Montagen ausgefahren. An einigen richtig kräftigen Ästen schnürten wir unsere Abreißleinen mit Piloten. An sie klippten wir unsere Wallerköder (s. Montage-Skizze) an die Reißleinen und fuhren mit dem Boot vorsichtig zurück zum Angelplatz, wobei wir die Schnur gleichmäßig von der mitgenommenen Rute ablaufen ließen. Sie durfte dabei auf keinen Fall ins Wasser gelangen damit wir nicht schon beim Auslegen Treibgut einfingen. Hatten wir das Ufer erreicht spannten wir die Schnüre sofort stramm in unseren Rutenständern.
Damit das Treibgut sich nicht so schnell an der Schnur im Wasser einfangen konnte hatten wir einen Silikonschlauch aufgezogen, der eigentlich alles Schwimmende fantastisch von der Leine fern hielt. Am frühen Vormittag hatten wir dann unsere Ruten ausgelegt und das Lager hergerichtet. Also wieder Zeit etwas zu essen...
Wenn man sich so lange auf sein Abenteuer vorbereitet, dann ist man natürlich ungeduldig, dass man endlich sein Ziel erreicht hatte. Wir hatten den langen Winter gewartet und uns in der Zeit genau ausgemalt, wie unser Tripp zum Po im Frühjahr aussehen wird. Die Vorfreude war daher enorm und die kleinsten Rückschläge, wie zum Beispiel die etwas längere Wartezeit auf die Boote führten bei den einen oder anderen doch etwas für Ungeduld. Jetzt war aber alles hergerichtet und das Warten auf den Waller konnte beginnen. Den ganzen Nachmittag bis hin zum Abend tat sich absolut nichts. Dennoch hatten wir ein gutes Gefühl, denn unsere Montagen funktionierten in der starken Po-Strömung mit den vielen Treibgut. Das war ein gutes Signal, zumal wir von den Angelplätzen alle voll überzeugt warten. Die Nacht konnte kommen.
So langsam verdunkelte sich der riesige Fluss. Die Rutenspitzen ragten gekrümmt in den Abendhimmel und die Glocken an den Spitzen warteten auf den ersehnten Biss. Allerdings kam mit der Dunkelheit auch ganz allmählich die feuchte Kälte. Auch in Italien war es Frühjahr und der Winter lang. Es wurde jede Nacht empfindlich kalt und der, der keinen Winterschlafsack dabei hatte konnte ordentlich bibbern.
Soweit war es in der ersten Nacht aber nicht, denn pünktlich um 21Uhr knallte es in Didi's Rute. Es war der Stock dessen Köder mitten in der Rückströmung am Inselende lag. Was war das für ein Hammerbiss. Die 300Gr-Rute bog sich in dem Rutenständer als wenn einer der dicken Po-Schlepper durch die Schnur geschwommen war. Es war aber ein Wallerbiss!
Schnell sprinteten wir die Böschung hinab und Didi hatte zunächst Mühe die Rute gegen den Zug aus dem Rutenhalter zu bekommen. Als er endlich das Rutenende in der Hüfte platziert hatte setzte er drei kräftige Anschläge, wobei er nach jedem Hieb schnell mit der Rolle Schnur einholte. Die Rute blieb auch nach dem letzten Anhieb krumm wie die Sichel des Halbmondes am Himmel. Der Drill konnte somit beginnen und der Waller wusste auch sofort wo seine Rettung liegen würde. In der Hauptströmung des Pos. Würde er aus dem Strömungs-Schatten der Insel kommen, dann würde er wohl auch nicht mit einem Boot zu halten sein. Also hielt Didi mit aller kraft dagegen. Ihm war schon beim 2 Anschlag klar. Das ist ein ganz dicker!
Didi hatte Mühe, den Brocken von seinem Vorgaben abzuhalten. Erschwerend kam jetzt hinzu, dass sich nun auch Treibgut an der Schnur sammelte. Trotzdem pumpte Didi mit aller Kraft, um den Fisch Meter für Meter wieder hinter die Insel flussaufwärts zu bekommen. Noch war er nicht weit genug weg, dass ihm die Strömung bei seinen Fluchtversuchen ausreichend unterstützen würde. Wir feuerten Didi bei seinem Drill kräftig an und gaben reichlich Tipps, die er sicher alle gar nicht so recht wahr nahm. Das war wahrscheinlich auch besser so.
Nach 10 Minuten zeigte sich der Welsschwanz zum ersten Mal an der Oberfläche. Wir haben ihn gar nicht richtig im Lampenlicht gesehen. Der Schlag auf das Wasser sagte jedoch alles. Es war ein breiterer Schwanz, wozu wir 5 Minuten Später den Kopf sehen sollten. Es war ein ganz schöner „Breitmaulfrosch“ der langsam durch das Lampenlicht glitt. Wir hatten die Abhakmatte fertig gemacht, um den Fisch vorsichtig mit Landehandschuhen einzufangen. Es gelang auf Anhieb und so hatten wir schon nach wenigen Po-Stunden unseren ersten 2-Meter-X Fisch auf der Matte! Ganz genau hatte er 2,11m, wie sich später heraus stellen sollte. Ein perfekter Einstand!
Der erste Dicke hatte unseren Ablauf etwas auf den Kopf gestellt. Als wir uns dann wieder beruhigt hatten war es schon 22:30Uhr und warteten nun auf Fisch Nummer zwei. Doch der kam nicht mehr. Um 1Uhr legten wir uns aufs Ohr. Wir hatten in vielen Foren gelesen, dass sich danach selten etwas tut. Also nutzen wir die Zeit und von den Reisestrapazen der letzten Tage etwas zu erholen. Um 5 Uhr wurden wir aber erneut aus dem Bett geworfen. Jetzt klingelte es bei Ali. Er landete einen stattlichen „Ali-Waller“ von knapp 100cm Länge. Immerhin war ein Anfang getan.
Zugegeben, die erste Nacht hatte bei uns einige Spuren hinterlassen. Didi sah aus, als ob er sich mit einer Wildschweinherde im Dreck gesuhlt hatte, Alis Watstifel waren vom Po-Schlamm eher hellgrau als Dunkelgrün und ein paar Klamotten waren auch schon nass. Zu allem Überfluß vergaß Ali seine Shimano-Fließjacke mit ins Zelt zu nehmen. Der Morgentau machte sein übriges. Allerdings sollte laut Wetterbericht bald die Sonne scheinen und uns milde Frühlingstemperaturen von 15-20 Grad bescheren. Die sollten auch unsere Klamotten wieder trocknen.
Neben den Klamotten hatten wir aber auch noch ein anderen Problem: Keine Köderfische!
Dagegen mussten wir als Erstes etwas tun. In weiser Voraussicht hatte Ali seine Feederrute und Grundfutter mit genommen. Im ruhigen Fließwasser direkt an der Strömungskante sollten damit Köderfische gefangen werden. Das stellte sich nach 2 Stunden als absolut unproblematisch heraus. Wir können also jedem nur raten, eine Feederrute mit einzustecken. Man kann zwar überall Köderfische kaufen, selbst fangen ist aber preiswerter. Lediglich Aal-Köder sollte man sich direkt besorgen oder mitbringen.
Tagsüber waren es auch nur die Köderfische die bissen. An unseren Wallerruten tat sich hingegen nichts. So hatten wir im Hellen immer die Möglichkeit, etwas für unsere Versorgung zu tun und uns für die Nacht zu wappnen. Lediglich einen kleinen Waller und einige Fehlbisse konnten wir tagsüber an unserer Stelle verzeichnen. Die größeren Exemplare waren scheinbar nur nachts unterwegs. Auch kleine Spinntouren brachten am Tag kein Erfolg. Daran konnte aber auch das Hochwasser Schuld haben, was über unsere gesamte Angelzeit den Po in Bewegung hielt.
Sobald es aber Nacht wurde tanzte ab 20 Uhr der Waller. Wir konnten die Zeit danach stellen. Jede Nacht konnten ein bis zwei Waller gefangen werden. Allerdings war keiner mehr so groß wie der erste Fang. Aber es waren immerhin noch einige über 1,50m dabei. Einer hatte sogar noch mal 1,86m. Sicherlich hätten wir nachts noch mehr fangen können, hätten wir unsere Ruten nach einem Fang oder Fehlbiss wieder ausgefahren. Unser Respekt vor dem Strom und der Dunkelheit hat uns aber davor abgeschreckt. Hinzu kam die extreme nächtliche Kälte, die die Motivation für ungemütliche und gewagte Manöver nicht gerade förderte. So sind wir eher auf Nummer Sicher gegangen, haben uns aber nach unserer Rückkehr nach Deutschland doch etwas geärgert.
Ein Waller-Ausflug an den Po im Frühjahr ist aus unserer Sicht immer eine reise wert. Allerdings ist eine penible Vorbereitung vor der Reise unerlässlich. Man sollte sich wirklich viele Stellen schon im Vorfeld auf Google-Earth ansehen. Darüber hinaus sollte man sich in den Foren umhören und auf den Wallercamp-Seiten auch den aktuellen Neuigkeiten schauen. Die meisten Seiten sind zwar nicht sehr aktuell, aber man hat manchmal auch Glück. Hinzu kommen Wetterinformationen, die die Pegelstände des Pos mit anbieten. All diese Hilfsmittel machen schon eine gute Vorbereitung zu. Ein weiterer Punkt ist das instabile Wetter im Frühjahr. Natürlich kann man schon sehr großes Glück haben und sehr milde Tage und Nächte erleben. Die Dolomiten waren von unserer Angelstelle nicht fern und da sind dann doch noch kalte Nächte möglich. Ohne Winterschlafsack und Heißer würden wir so eine Fahrt im Frühjahr nicht noch mal unternehmen. Aber eins ist sicher, das war nicht unser letzte Wallerfrühjahr am Po.