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Kunstköder: Kleine Bäche, große Chancen - Standplätze von Forellen, Barsche und Hechte

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Ich ertappe mich immer wieder selbst bei der Einschätzung eines Gewässers, dass ich die schnelle Formel anwende: »Kleines Wasser, kleine Fische. Großes Wasser, große Fische!« Doch diese »Weisheit« sollte man schnell aus dem Gedächtnis streichen, denn gerade kleine Bäche beherbergen echte Schätze, wie Barsche, Forellen oder Hechte, wenn man denn weiß, wie man an sie ran kommt.

Wir waren mit Shimano-Angler Andy Weyel und Boris Wagner an einem kleinen Waldbach mit kleinen Rapala-Wobblern unterwegs und erlebten eine Angelsternstunde am Nachmittag…

Kleine Bäche werden oft bei Anglern etwas schnell zur Seite geschoben. Sie scheinen zu klein zu sein, um dass sich irgendein größerer Fisch hier wohl fühlen könnte. Allerdings sind solche »Wässerchen« nicht zu verachten. Immer wieder gibt es Gumpen, die einige Meter tief sein können. Unterspülte Baumwurzeln bieten ideale Unterstände für große Forellen, Hechte oder Barsche. Oft stehen die Forellen auch direkt in den Ausläufen von kleinen Rauschen und warten nur auf einen Happen, der ihnen hier direkt ins Maul schwimmt.
Viele Abschnitte solcher Bäche sind von Bäumen und Büschen überwachsen. Wenn man hier seinen Köder genau ans Ziel bugsieren kann, dann hängt nicht selten der Bewohner dieses fischträchtigen Bereichs sofort am Haken. Denn eines haben diese Gewässer ebenfalls alle miteinander gemeinsam: Die Fische, die hier leben, kennen die Angler mit ihren Tricks noch nicht.

Kurze Rute, feine geflochtene Schnur

Der Bewegungsfreiraum ist an solchen Gewässern nicht sehr groß. Daher muss man auch sein Gerät gut abstimmen. Die Rute sollte nicht länger als 2,70 m sein und zudem eine schöne weiche Aktion in der Spitze aufweisen. Wir haben auf eine G-Loomies Steelhead gesetzt. Sie ist 2,40 m lang und hat eine schöne weiche Aktion, die die Bisse gut überträgt und mit der zielgenaue Würfe für geübte Hände kein Problem darstellen. Zu diesem Paket passt eine kleine 1000er oder 2500er Rolle, zum Beispiel eine Shimano Rarenium Ci4 oder Shimano Twin Power Ci4.

Viele schwören bei diesen Verhältnissen auf eine monofile Schnur. Wir haben uns bewusst für eine 0.12 mm starke geflochtene Schnur der Marke Power Pro entschieden. Mit ihr merken wir jeden kleinen Zupfer, aber auch den kleinsten Schlenker des Wobblers oder seinen Bodenkontakt.

Damit wir die Schnur etwas unsichtbarer machen können, setzten wir auf den letzten Meter auf ein Fluocarbon-Vorfach der Stärke 0.28 mm. So können wir auch einen kleinen Hecht problemlos landen, sollte er wider Erwarten doch in dem Bächlein herumschwimmen. Eigentlich sollten hier ausschließlich Regenbogen-, Bachforellen, Barsche, Äschen und die eine oder andere Barbe erwartet werden. Für unsere Köder werden sicher nur die Forellen und Barsche Interesse zeigen. Aber man weiß ja nie…

Kleine Wobbler verführen!

Damit wir die Bewohner dieser kleinen Goldbäche für uns gewinnen, bedarf es den perfekten Köder. Hier bietet sich vor allem kleine Wobbler an. Egal ob schwimmender oder tauchender Natur. Wobbler sind in solchen Bächen unschlagbar. Nicht umsonst mögen Fliegenfischer diese kleinen Kunstköder ganz und gar nicht.Sie fangen einfach extrem gut und man bekommt sie überall im Bach platziert. Man muss halt nur wissen wie. Wie wir das anstellen? Unten erfahrt ihr mehr…

Die erste Rausche

Am Bach angekommen, war ich in meinem Element. Ich bin in Bielefeld am Johannisbach groß geworden, kannte dort jeden Gumpen und bin nicht selten vor der Schule erst 2 – 3 Stündchen Spinnfischen gewesen, um danach meine 4 Stunden Samstagunterricht in Angelklamotten abzusitzen. Die Zeit war prägend und so ist es für mich ein Kinderspiel, solche Gewässer zu lesen. Das ist das Wichtigste bei dieser Angelei. Man muss die Stellen ausfindig machen an denen die Fische lauern.Ich mache gleich am Auslauf einer längeren Flachwasserzone mit abschließender Rausche Halt. Je länger die Flachwasserstrecke flussaufwärts hinter der Rausche ist, desto sicherer ist die Fischwahrscheinlichkeit vor der Rausche. Auf dem langen flachen Teilstück kann so viel Fressbares ins Wasser fallen, was dann in der Rausche förmlich getrichtert wird. Forellen haben hier leichtes Spiel. Und tatsächlich meinen kleinen sinkenden Rapala Countdown CD-5 wurde schon beim dritten Versuch voll genommen! Eine Forelle ist eingestiegen und machte gewaltige Sprünge, um den Köder wieder loszuschütteln . Forellen aus Fließgewässern sind  viel stärker als Forellen aus Teichanlagen. Sie schwimmen Tag ein Tag aus gegen die Strömung an. Das trainiert und dieses Training merkt der Angler dann im Drill.

Der Gumpen

In Kurven oder hinter Hindernissen bilden sich oft Verwirbelungen. Sie drehen sich, wie der Wirbel beim Umrühren in der Kaffeetasse langsam aber sicher in den Untergrund. Dabei entstehen metertiefe Löcher, in denen mit den Verwirbelungen Nahrung gespült wird. Also wieder ein idealer Platz für kleine Räuber. Auch hier ließ ich meinen Rapala-Sinker „zucken“. Gerade dieses Zucken mit der Rutenspitze, was oft ein kurzes Aufschlagen des Wobblers am Grund zur Folge hat, macht den Köder so verführerisch auf Forelle, Barsch und Co. An diesem Gumpen ging ich mit meiner Taktik leer aus. Aber im nächsten schlug eine Bachforelle zu. Zugegeben nicht die größte, dafür aber ein prachtvoll gezeichnetes Exemplar.

Einzelhaken und Anti-Hänger-Haken

Einzelhaken ist besser und schonender als Drillinge
Bei den Einstiegen meiner ersten Fische sah ich schon, dass sie zur Zeit extrem aggressiv bissen. Da muss man nicht mit den vom Hersteller vorgesehenen 2 Drillingen am Wobbler angeln. Ein Einzelhaken ohne Widerhaken ist da völlig ausreichen. Das schont den Fischbestand, vermeidet Hänger und wer es richtig angeht fängt genauso viel. Weniger ist oft mehr!

Anti-Hänger-Haken
Fischt man in Abschnitten, in denen tendenziell viel Holzstücke oder Wasserpflanzen am Grund erwartet werden können hilft auch ein »Einzelhaken-O«. Dazu hängt ihr zwei sich gegenüber liegende Ör-Haken an den Sprengring des Wobblers (am besten an den Schwanz!). Richtig angebracht formen sie einen Kreis. Zieht ihr euren Kunstköder nun an Holz oder Kraut vorbei, gleitet das in der Regel an dem »Haken-O« vorbei und verhakt sich nicht so schnell wie es ein Drilling tun würde. Beißt hingegen ein Fisch, dann gehen die beiden Haken auseinander und formen einen Zwilling. Kleiner Trick mit großer Wirkung.

Unterspülte Baumwurzeln sind fischträchtig

Nachdem ich meine Wobbler neu mit Einzelhaken präpariert hatte, ging es an die erste unterspülte Wurzel. Eigentlich war dieser Angelplatz recht unattraktiv. Ich wusste aber, dass gerade solche Rinnen auf einer geraden Strecke mit einer unterspülten Wurzel so manch einen Schatz beherbergen. Und schon der erste Wurf brachte einen echten Knaller!
Die Rute bog sich bis ins Handteil. Leider hatte ich die Bremse zu hart eingestellt und der Fisch verabschiedete sich samt Wobbler und Flourocarbon-Vorfach.

Hier kommt gleich eine weitere Lektion für euch, die mich jetzt als alten Hasen ebenfalls ereilte: Angelt ihr mit geflochtener Schnur, dann muss die Rollen-Bremse extrem fein eingestellt sein, denn die geflochtene Hauptschnur federt absolut nichts ab. Nur die Rutenspitze und die Rolle können das mit ihrem Nachgeben übernehmen. Das, was die Rute nicht packt, muss die Rolle übernehmen. Bei mir war die Rollen-Bremse zu fest eingestellt, was mich einen Wobbler kostete. Der Fisch an der anderen Seite wird den Wobbler mit einem widerstandslosen Einzelhaken sicher schnell wieder loswerden. Das beruhigte mich ein wenig bei all diesem Ärger über den Verlust eines richtig kleinen Bachmonsters. Gerne hätte ich den Fisch mit in diesem Artikel als Bild gehabt. Aber es kann ja nicht alles klappen…

Wehre sind ein Muss!

In jedem Bach gibt es Wehre. Und seien sie durch umgefallene Uferbäume geformt. Diese Bauwerke der Natur sind ein Muss. Egal ob oberhalb oder unterhalb der Sperre: An Wehren ist immer etwas zu holen. Also kann man hier immer einen Versuch wagen.

In jedem Bach gibt es Wehre. Und seien sie durch umgefallene Uferbäume geformt. Diese Bauwerke der Natur sind ein Muss. Egal ob oberhalb oder unterhalb der Sperre: An Wehren ist immer etwas zu holen. Also kann man hier immer einen Versuch wagen.

Unterspülte Kanten mit überhängenden Bäumen

Für mich sind diese Bachbereiche die Highlights! Sie sind extrem schwer zu befischen, da man mit dem ausgeworfenen Wobbler schneller im Geäst am anderen Ufer hängt, als es einem lieb sein kann und weil man dann seinen Köder nicht so schnell wieder bekommt, da es an den fischträchtigen Stellen meist 2 – 3 m tief ist.

Um hier unter die Äste einen sinkenden Wobbler zu platzieren (wir müssen ja schnell auf Tiefe kommen!), verwenden wir einen Trick. In jedem Wald findet ihr immer kleine Holzrinden-Stücke. Sie verwende ich als kleine Schiffchen für den Wobbler. Jetzt müssen wir nur noch die Strömung richtig lesen und unser Schiffchen an die richtige Stelle absetzen, sodass es unseren sinkenden Wobbler mit der Strömung zielgenau unter das Geäst unseres ausgemachten Hotspot transportiert. Hat das Schiffchen unser ausgesuchtes Ziel erreicht, schließen wir den Rollenbügel und ein kurzer Zupfer lässt den Wobbler ins Wasser gleiten, während die Holzrinde weiter treibt. So können wir an Stellen fischen, die mit keinem Kunstwurf der Welt erreichbar sind.

Ran an die kleinen Wasser mit großen Fischen!

Sicher sehen die kleinen Bäche nicht so attraktiv und Fischreich aus, wie sie tatsächlich sind. Daher ist jeder Bach eine echte Herausforderung. Also sollte man sich die Watstiefel oder Wathose schnappen und mit einer kurzen Spinnrute und Wobblern sein Glück probieren. Ihr werdet überrascht sein, was alles mit den kleinen Tricks und Kniffen aus diesem Bericht möglich ist.

Ich lasse seit meiner Jugend keinen Bach an mir vorbei fließen, ohne dass ich nicht genau auf den Fischbestand achte. Und so manch ein Bächlein hat mich mit großen Überraschungen belohnt. Probiert es selbst aus und schickt uns die Bachüberraschungen aus unseren kleinen deutschen »Goldbächen«.

Wir wünschen Euch viel Erfolg dabei!

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