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Schlösser, Seen und Shimano

Wenn sich Shimano aufschwingt um seine Produkte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, dann kann man immer etwas erwarten. Dieses Jahr war es jedoch wirklich meisterlich. Denn man hatte sich mit dem Angelgerätehändler A&M Angelsport einen schönen See am Monrepos-Schloß als Ort ausgesucht. Zum Schloß kam dann auch der „König“ des modernen Fridfischangelns und seit diesem Jahr 5-facher Weltmeister Sir Alan Scotthorne.
 

Ein Tag voller Demonstrationen

Den „Sir“ verschweigt Alan eigentlich sehr gerne, so ist es auch bei vielen nicht bekannt, dass er die selben Ehren vom brittischem Königshaus erfahren hat, wie z.B. Bob Nudd. Er gehört also auch in den erlauchten brittischen Kreis und aus dieser Perspektive betrachtet passte das Schloss Monrepos mit seiner Kulisse schon recht gut zum Shimano-Hauptdarsteller dieses Wochenendes.
Das Schlößchen ist übrigens seiner Zeit vom Fürstentum Württemberg beauftragt worden. Es sollte den Glanz vom weltbekannten Schloß Sans Souci in Potsdam ins Schwabenland transferieren. So zieren neben dem Schlößchen auch eine kleine hübsche Kapelle, ein großes Reitergut und viele kleine Säulen mit Statuen den Monrepos See.
Auch der See hat eine bewegte Vergangenheit. War er doch zunächst mal fast 65 ha groß und wurde im Laufe der Jahre stetig verkleinert. Heute ist er eigentlich überschaubar groß, beherbergt eine Insel und am Wochenende jede Menge Tretbootfahrer. Wer kein Freund des Wasservergnügens ist, kann um den See herum Spaziergänge auf gut befestigten Wegen unternehmen.
 

Dieses Wochenende kamen neben den üblichen Wochenend-Besuchern noch zahlreiche Angler mit hinzu. Die Hauptakteuren waren zweifelsohne Alan Scotthorne und Claus Müller. Beide demonstrierten den staunenden Gästen, was man alles mit Kopf-, Feeder und Matchrute fangen kann und vor allem wie!Damit von dem, was Alan sich alles bei der Demonstration so dachte, auch bei den Betrachtern ankam, begleitete ich mit seine Aktionen ein paar Shimano-Team-Mitgliedern erklärend. Aber jetzt erst mal der Reihe nach...

Morgens um 8 Uhr betrat Alan das Schloßgelände. Schon von weitem grüßte er mich mit einem breiten Lachen. „Hi Michael, alles klar?“ Waren seine ersten Worte als ob in den letzten Wochen nichts geschehen wäre. Dabei hörte ich immer nur „Ich muss jetzt zum Fernsehinterview.“ „Ich muss jetzt nach Italien zur Messe.“ „Ich muss jetzt hier“ und „Ich miss jetzt da!“.Kurz: Wird man als Engländer Weltmeister und das gleich zum 5-ten Mal, dann hat man wirklich Stress! Nicht jeder verkraftet das so unbeschadet wie Alan. Er war an dem Wochenende locker, machte Späße und erklärte jedem alles erdenkliche, was man zum Thema Angeln nur erklären könnte.

Alans erste Frage an mich galt natürlich dem See. Ich hatte aber keine Ahnung, war ich doch selbst eben erst angekommen. Nur, dass er schlammig, sehr flach und mit reichlich Weißfisch ausgestattet ist. „Weißt du was, Michael? Ich zeige dir heute das Angeln im flachen Wasser! Das wollten wir doch schon immer mal machen!“ Man, er wusste noch, dass es eines meiner größten Wünsche war, diese schwierige Angelei von ihm zu lernen! Da konnte ich nicht nein sagen und somit schien der Tag für mich nicht nur vom Wetter sonnig zu verlaufen.

Um 9 Uhr begann dann die Demonstration mit Alan Scotthorne und Claus Müller. Schnell sammelten sich um beide Angelplätze die interessierten Angler. Alan erklärte kurz ein paar Sätze zu seinem Futter. Es war eine feine dunkle Mischung, die sehr fein war. Natürlich hatte er auch hier wieder sein Brotmehl mit unter gemischt, das er auch schon am Silokanal einsetzte. Ohne dem geht er nie aus dem Haus. Außerdem schnippelte er Würmer in seine Mischung. „Neben den Kleinfischen muss ich den Zuschauern ja mehr zeigen!“ Er wollte also unbedingt einen Karpfen oder Brassen anlocken. Die Futterstelle bereitete er mit dem Polecup vor. Vorsichtig legte er ein Kügelchen nach dem anderen auf 13 m ab. Für viele Zuschauer war das eine Premiere. Nie zuvor haben sie so etwas am Wasser gesehen.
 

Als noch heftig über die enorme Stabilität der Rute beim Füttern mit dem Polecup diskutiert wurde hatte Alan schon seine Posenmontage mit der Kopfrute hinaus befördert und zog schon das erste Rotauge raus. „Michael? jetzt wird es wichtig für dich!“ zog er mich zu sich. Hier musst du jetzt füttern und zwar.... Das erzähle ich euch ein anderes Mal... ;-)

Von nun an läuft wieder der Alan-Automatismus. Ruck zuck flogen die Fische aus dem Wasser. Und was machte Claus Müller auf dem anderen Angelplatz? Er fischte mit der Matchrute. Hier sah alles ganz anders aus. Claus fütterte sein Futter mit der Schleuder auf 20 m und fing mit dem Waggler gleich einige Brassen von der Stelle. Auch das war für viele Betrachter ein prägender Moment. Das man mit 3 Gramm Tragkraft so weit werfen kann, war vielen neu. Claus Müller erklärte geduldig wie man es macht und wie die Montage dazu auszusehen hat, damit sich nichts beim Werfen verheddert.
Nach ca. 2 Stunden war bei den Zuschauern das Eis gebrochen. Immer mehr Fragen wurden mir gestellt, die ich versuchte so schnell wie möglich zu beantworten oder an Alan weiter zu reichen. Plötzlich schnappte sich Alan einen Zuschauer und sagte: „Hier probier' du es mal!“

Der „Glückliche“ konnte sein Glück kaum glauben und eh er sich versah, saß er schon auf Alans Kiepe. Alan drückte ihm flux seine Aspire Rute in die Hand und gab kleine Hinweise. Schon bissen die Fische auch bei ihm und Alan lehnte sich ein wenig zurück um nur sporadisch einzugreifen. Plötzlich hatte ein Rotauge zu tief geschluckt und es musste ein Hakenlöser her. Alan sagte dem Gast, wo er seinen Hakenlöser in der Kiepe finden würde und weiter gings. Ihr seht, auch ein 5-facher Weltmeister hat nichts zu verbergen und mal ehrlich: Wer lässt sich gerne von fremden Leuten in der Kiepe herum wühlen. Alan kennt das Problem nicht.

Jetzt kamen immer mehr Leute an Alans Platz. Sie drückten mir die Hände, stellten Fragen und schon wurde die Posendose von der WM 2007 ausgepackt und Alan erklärte, weshalb er mehr fing als die anderen. Das was andere in mehreren Tagen harter Arbeit und vielen Helfern nicht heraus bekommen hatten, wurde hier dem Interessierten haarklein dargelegt.
Je mehr Leute sich um uns sammelten und je mehr mir die Hand geschüttelt wurde, desto irritierter wurde Alan. „Hey, sind die Jungs wegen dir da oder wegen mir?!“ fragte er mich. „Du scheinst hier ja bekannter zu sein als ich!“. Sorry Alan, sie hingen nur an meinem Lippen, weil dein Englisch ab und an ein wenig von dem Standard-Schulenglisch unseres Bildungssystems abwich. ;-)
 

So endete der Tag mit einem großen Gewusel zwischen Anglern, Präsentationszelt und Gastronomie-Gelegenheiten. Es fehlte an diesem Wochenende wirklich an rein gar nichts, wofür der lokale Angelverein SFV Ludwigsburg e.V. und der Angelfachhändler A&M Angelsport gesorgt hatten.

Der Tag des Hegefischens

 Am nächsten Morgen stand dann ein Hegefischen auf dem Programm. Die Nacht war aufgrund der klaren Luft und der fehlenden Bewölkung sehr kalt. Es wurde sehr schnell klar, wer auf der schattigen See-Seite sitzen würde, wird es schwerer mit den Rotaugen haben als die Angler die sich in der Morgensonne bräunen konnten. Und genauso war es am Ende auch. Alan saß leider im absoluten Schatten und hatte es wirklich schwer. Er versuchte mit allen Mitteln die Rotaugen zu sich zu lotsen, aber es gelang ihm absolut nicht. „Hmmm, now I'am in trouble“ schilderte er mir seinen Gemütszustand. Es ist aber auch wirklich extrem schwer für einen Auswertigen, sich in die Freßverhalten “fremder“ Fische zu versetzen ohne sich darauf vorbereitet zu haben. Das gelang Alan an diesem Tag nicht so gut. Womit seine Laune aber nicht verdorben war. „Wo wenig Fische sind, kann man auch nicht mehr fangen.“ Hätte Alan auf der anderen Seite in der Sonne gesessen, dann hätten die Zuschauer eine Demonstration von Claus und Alan in Sachen feinster Rotaugenangelei bewundern können. Claus saß dort und fing in schöner Regelmäßigkeit ein Fischlein nach dem anderen. Wenn dort Alan daneben gesessen hätte... Nun ja, wir haben schon einen weiteren Termin zum Shimano-Cup am 29.-30.10. in Brandenburg aus gemacht...
Die erfolgreichsten Angler des Fischens waren übrigens Manfred beck vor Claus Müller (Sektor A) und Frank Blömer (Sektor B) Oliver Fackler Sektor C).

Das Demonstrations-Finale

Das Angelwochenende endete dann wieder mit einer großen Traube um Alan und sein Material. Am Samstag waren eher die ambitionierten Stippeinsteiger ganz interessiert bei der Sache. Am Sonntag kamen dann eher die Experten. Sie betrachteten die Haken, Bleimontagen und Futtermischungen akribisch. Alan gab über alles Auskunft, schrieb nebenbei Autogramme und verschenkte sogar einiges von seinem Material. So dass jetzt so manch ein Besucher wirklich sagen kann: „Ich fische mit den Haken vom 5-fachen Weltmeister Alan Scotthorne!“

Fazit: Diese Präsentation des feinen Friedfischangelns war mit Abstand das Beste, was in Deutschland in diesem Bereich in „meiner Zeit“ statt gefunden hat! Die Leute, die Örtlichkeit und nicht zuletzt die Organisation war nahezu perfekt. Wer es versucht besser zu machen, der hat sich eine Aufgabe gestellt. Und wer nicht da war, hat richtig was verpasst!

Die Nordlichter unter den Stippern können Alan übrigens am 29.-30.10.2008 noch mal am Silokanal in Brandenburg beim Shimano Cup live erleben. Dann wird auch seine Frau dort sein, die ebenfalls perfekt stippt. Sie wurde nämlich an diesem Wochenende zweite bei den englischen Meisterschaften bei den Herren! Jede Wette: Bald sehen wir einen weiteren Scotthorne auf den internationalen Treppchen. Bei den Scotthornes liegt das Angeln halt in der Familie...

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